Öffentlicher Vortrag am 4. Juni 2003 im Musiksaal der Waldorfschule Essen
Liebe Anwesende,
für die Einladung nach Essen darf ich mich herzlich bedanken.
Ich bin sehr gerne von der nördlichsten Ruhrgebietsgroßstadt Recklinghausen in die Ruhrmetropole Essen gekommen, die mir sehr vertraut ist – wenn ich das eingangs persönlich anmerken darf:
- Hier in Essen durfte ich drei Jahre lang Architektur, Städtebau und Ökologie studieren vor etwa 30 Jahren.
- Geliebäugelt hatte ich mit einem Besuch der Folkwangschule in Essen, der aber leider nicht zustande kam.
- Beruflich hatte ich viel Kontakt zum Kommunalverband Ruhrgebiet in Essen und zur Ruhrkohle AG.
- Und vor 36 Jahren ging ich auf der Essener Zeche Zollverein zur Bergbau-Berufsschule, die ja inzwischen Weltkulturerbe der UNESCO geworden ist.
Heute in einem Monat beginnt dort ja das künstlerische „Projekt Förderturm 2003“, ein spirituelles Begegnungsfest der anderen Art für Menschen aus der anthroposophischen Bewegung.
Nach Essen fuhren wir vor über 40 Jahren auf unseren Klassenfahrten mit der Schule, meistens in die Gruga oder an den Baldeneysee und in seine umliegenden Wälder. Viele Wälder im Ruhrgebiet mit ihren hohen alten Bäumen sind ja stille Orte der spirituellen Ausstrahlung, meditative Orte abseits von großstädtischem Lärm und Hektik, als Orte der Begegnung mit sich selbst und dem Göttlichen.
Spirituelle Orte im Ruhrgebiet – die geistig-seelische Wechselwirkung zwischen dem spirituellen Menschen und seiner Umgebung
Gehen Sie z.B. in den Quellenpark nach Bottrop oder in andere Laubwälder dieser Region, in den Stadtwald Gelsenkirchen-Buer, den Schlosspark Herten mit seinen seltenen Bäumen oder den Dortmunder Romberg-Park, insbesondere nach einem Regen, dann spüren Sie dort etwas von dem spirituellen Kraftfeld, dass die Bäume höher und kräftiger in den Himmel wachsen lässt als in anderen Gegenden. Oder graben Sie einmal als Schrebergärtner oder Kleingärtner in der dunklen Erde des Reviers, dann spüren Sie auch dort besondere Erdenkräfte.
Erlauben Sie mir eingangs auch einen Hinweis auf einen sehr exotischen Ort im Ruhrgebiet: Im botanischen Garten der Ruhr-Universität Bochum (über dem Lottental mit seinem historischen Bergbaustollen und der alten Pferdebahn), in dem die Pflanzen der Welt blühen – 15.000 Pflanzen aus allen Kontinenten – wurde auch ein chinesischer Garten eingerichtet, ein fernöstliches Kleinod im Ruhrgebiet, mit dem Namen Qian Yuan, der auf den Philosophen Tao Qian zurückgeht. Es handelt sich sozusagen um chinesische Philosophie in Gartenform, umgesetzt im Rahmen einer deutsch-chinesischen Partnerschaft der Universitäten aus Bochum und Shanghai. Im botanischen Garten in Bochum findet man Sträucher und Blumen Ostasiens neben der Fauna Nordamerikas mit imposanten Mammutbäumen, seltenen Kugelprimeln aus dem Himalaja und der kargen nordischen Taiga-Vegetation.
In den Gewächshäusern wachsen Pflanzen aus unterschiedlichen Klimazonen und im großen Tropenhaus die Fauna aus den Dschungelgebieten der Erde. Erforscht werden auch die vegetationsgeschichtlichen Bäume, aus denen im Tertiär die Braunkohle entstand. Und erlebbar ist die ganze Fülle tropischen Wachstums aus den Regenwäldern, Vertreter der Mangroven sowie Sumpf- und Wasserpflanzen. Und mitten in diesem botanischen Garten nun der abgeschirmte chinesische Garten der Dichter und Denker. Dort ist ein Rundgang zugleich auch einen Begegnung mit der Spiritualität Chinas. Schon der Eingangsbereich ist ein Tribut an den dort tief verwurzelten Geisterglauben. Kein gerader Weg führt hinein. Viele Ecken müssen umgangen werden und da Dämonen dazu nicht in der Lage sind, können sie die von einer hohen Mauer umgebenen Anlage nicht betreten. Die runden Öffnungen in der Mauer stellen eine Verbindung zwischen innen und außen her. Das ist eine Referenz an die Besonderheit des Ortes, an die Situation des „Gartens im Garten“, an die tiefe und harmonisierende Verbindung von Mensch und Natur, an den verbindenden Geist im Menschen und in der Natur.
Eine Vielzahl an harmonischen Landschaftsbildern gibt es auf engstem Raum im „Qian Yuan“ zu entdecken. Der chinesische Garten mitten im Ruhrgebiet vermittelt eine Idee davon, welche Bedeutung die Natur seit Jahrtausenden für den Menschen im Reich der Mitte hat. Und so beschreibt der Philosoph Tao Qian (365-427 nach Christus) in seinem „Pfirsichblütenquell“ die Geschichte von einem von der Außenwelt abgeschnittenen Traumland, in dem die Menschen in malerischer Umgebung ein harmonisches und sorgenfreies Leben führen. Es ist die Sehnsucht nach einer Idealgesellschaft mit einem idyllischen Leben im Einklang mit der Natur – also genau das, was das industrialisierte und zersiedelte Ruhrgebiet als Rüstungsschmiede für 2 Weltkriege ein Jahrhundert lang entbehren musste, bis es heute wieder seine spirituellen Orte entdeckt, unterstützt durch Projekte an der Universität Essen oder durch Geomanten wie Marko Pogacnik mit seiner Raumheilung oder Rainer Padligur aus Witten.
Auf künstlerische Weise sind in diesem Sinne auch Aktionskünstler und Bildhauer wie IGADIM (Wolfgang Wendker) aus Herten tätig z .B. mit seinem „Kunstwerk Erde“ (Luminata Alterna in Recklinghausen zur Ruhrfestspielausstellung „Europäische Werkstatt Ruhrgebiet“ 1993) oder Klaus Heid aus Dortmund mit seiner Idee der „Ruhrskulptur“ oder des Kunstpfades entlang der Ruhr, nach dem Grundsatz: „Nicht Kunst in der Landschaft, sondern Kunst mit der Landschaft“, so dass sich die Feststellung bewahrheite: „Ein Besuch im Ruhrgebiet wird Dein Leben verändern.“
Längst gibt es im Rahmen der Ruhr-Touristik und der Ruhrgebietsforschung geomantische Führungen z. B. auf die Bergehalde Beckstraße und den Tetraeder in Bottrop als markante Landmarken, aber auch an alte spirituelle und magische Orte im Ruhrgebiet sowie an die verwandelten Industriestätten und an Naturorte und Kulturorte. (Geomantie ist ja die Forschung und das Wissen über die Erdkräfte, die Kraft der Erdenorte und die Seele der Landschaft, ihre Energie und Vitalität, einschließlich der Befassung mit mystischen und magischen Orten und ihren Energie- und Kraftfeldern.) Und auch die nächtlichen Illuminationen alter Industriebauwerke faszinieren die Besucher in diesem Lichtermeer des energievollen Ballungsraumes.
Spirituelle Orte werden ja empfunden als Orte der Kraft und Energie, der Inspiration und des neuen „Sehens“, des sensiblen Fühlens und innerlichen Erlebens, ob Kloster, Burg, Kohlehalde, Fluss, Gasometer oder Industriebrache. Insbesondere die Gewässer des Ruhrgebietes, die raum- und landschaftsprägenden Flüsse, Bäche, Quellen, Seen, Teiche, Sümpfe oder Grundwasserspeicher, geben Aufschluss über diesen Lebensraum. (Sie können dazu einen Aufsatz von mir nachlesen im Vestischen Kalender 1993, 64. Jahrgang.) „Das strömende Wasser benutzt das Element der Bewegung, um die Natur und den Menschen aus sich selbst hervorgehen zu lassen“, so drückte es Theodor Schwenk in seinem Buch aus mit dem Titel: „Das sensible Chaos – Strömendes Formenschaffen in Wasser und Luft.“
Es gibt inzwischen auch Kritiker des Aufsuchens spiritueller oder magischer Orte im Ruhrgebiet und insbesondere ihrer kommerziellen Vermarktung, wie z. B. die Studienleiterin des evangelischen Bildungswerkes Westfalen-Lippe, Antje Rösener. Sie stellt die Frage: Ist Spiritualität überhaupt an „heiligen Orten“ oder „heiligen Räumen“ zu finden oder ist das Kennzeichen von Spiritualität nicht ihre „Raumvergessenheit“? Kein Ort der Welt, so meint die Kritikerin, verfügt dauerhaft über die Nähe des Christus. Vielfach pflegen aber die Kirchenvertreter eine recht materialistische Auffassung vom Geistigen, das ja nicht äußerlich greifbar ist, sondern die Menschen innerlich ergreift durch äußere Inspiration, die auch von einem Ort ausgehen kann. Erst durch das Berührtsein von Herz und Seele im menschlichen Inneren erweist ein spiritueller Ort seine Wirkung, der für die davon nicht ergriffenen Menschen vielleicht als ganz gewöhnlicher Erdenort erscheint, weil sie dafür noch keine geistig-seelischen Organe ausgebildet haben.
Auch nach meiner Auffassung muss sich der Mensch die Spiritualität immer wieder aufs Neue erringen, als moderner Mensch weniger in der Abgeschiedenheit des Eremiten als heutzutage in menschlicher Gemeinschaft im normalen Alltag. Aber es gibt für den spirituellen Erdenmenschen immer auch eine Zwiesprache mit seiner Umgebung, eine Wechselwirkung von innen und außen, von Geistigem und materieller Umgebung, denn die Natur und die gebaute Umwelt müssen ja erlöst werden durch ihre Spiritualisierung oder Durchgeistigung – weil sie das Ergebnis geistiger Schöpfung und geistig geprägter Entwicklung sind.
Der Mensch prägt die Umwelt und die Umwelt den Menschen - ein geistig-seelisches Wechselspiel, bis hinein ins Physische. Die Kirchentheologen ziehen allzu gerne den Trennstrich zwischen Spiritualität und Alltagsleben, zwischen Sonntag und Werktag, zwischen Innen und Außen, obwohl die Spiritualität alles durchdringen muss: den Alltag, die Arbeitswelt, die Politik, die gebaute Außenwelt, das soziale Zusammenleben, auch eine alte Industrieregion. Ohne dem gibt es keine Zukunft, schon gar nicht für den Ballungsraum Ruhrgebiet.
Wir wollen ja heute Abend sprechen über die Spiritualität des Ruhrgebietes als moderne Mysterienstätte – kein langweiliges Thema, darum richten Sie sich auf einen etwas längeren Vortragsabend ein mit einer Zwischenpause, weil das anspruchsvolle Thema nicht in 40 Minute abzuhandeln ist in Anbetracht der Größe und Vielfalt des Ruhrgebietes mit seinen so unterschiedlichen landschaftlichen und geologischen Formationen und seinem schier unübersehbaren Siedlungsbrei und den historischen Überresten aus verschiedenen Zeitepochen, in denen die vielen Menschen hier ihre raumprägenden Betätigungsfelder gefunden haben und die Menschen von den räumlichen Verhältnissen mehr geprägt wurden als anderswo.
Der Genius Loci des Ruhrgebietes inspiriert Kunst und Kultur: Geistig-kulturelle Stützpunkte und Vernetzungen im Ruhrrevier
Im vorigen Jahr hatte ich Gelegenheit, diesen Vortrag bereits einmal im anthroposophischen Zweig in Hagen zu halten – unter einem etwas abgewandelten Titel: „Die Willensregion Ruhrgebiet – eine moderne Mysterienstätte des Industriezeitalters“. Was es mit der Willensregion auf Sicht hat, werden wir heute noch näher betrachten. Dort in Hagen ging es in einer Vortragsreihe zusammen mit anderen Vortragenden um die Suche nach dem Genius des Ruhrgebietes, dem Genius Loci oder Geist des Ortes. Vor allem Kunst und Kultur einer Region lassen sich gerne vom Genius Loci inspirieren, hier umweht vom Geist der Industriegeschichte.
Unsere ehemaligen Industriestädte – mittlerweile hat sich ja die Industrie weitgehend zurückgezogen – verbinden ja gleichgerichtete künstlerische Impulse und geistige Verbindungslinien, die wir heute Abend verfolgen wollen beim Aufspüren der Spiritualität dieser Region und ihrer Menschen – bis weit hinein in die kulturgeschichtliche Vergangenheit dieser Gegend.
In der Nachbarstadt Hagen, wo ja die frühe Industrialisierung des Ruhrgebietes im Bergisch-Märkischen begann, hatte bekanntlich zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Industrielle Karl-Ernst Osthaus die Vision, das industriell geprägte Ruhrgebiet mit geistig-kulturellen Stützpunkten zu vernetzen. Er äußerte sich 1925 über die 5-Millionen-Stadt an Rhein und Ruhr: „Soll unsere Kultur gesunden, so muss gerade hier, wo tausend Probleme nach Gestaltung schreien, der Sinn für die lebende Kunst geweckt werden.“
Karl-Ernst Osthaus erkannte sehr früh die soziale Verpflichtung des Kapitals zur kulturellen Volksbildung. Ihm schwebte eine Umgestaltung des gesellschaftlichen Lebens durch Kunst vor. Er sprach – ähnlich wie der Künstler Joseph Beuys – vom „Gesamtkunstwerk Gesellschaft“. Seine künstlerische Vision richtete sich auf die soziale Realität der Industriestädte. Er wollte mit seinem Hagener Impuls Kunst und Leben im Ruhrgebiet versöhnen. Seine Kulturmission sah er darin, durch Kunst und Vernunft zur Schönheit der hässlichen Industriestädte beizutragen. Die Schönheit sollte wieder zur herrschenden Macht, zur bestimmenden Kraft auch in Handel und Gewebe werden.
Mit seinem Interesse für Architektur und Städtebau förderte er auch die Kunst im öffentlichen Raum des Ruhrgebietes, als Mäzen, als Vermittler und Organisator. Schon als 24-jähriger baute der 1874 geborene Karl-Enst Osthaus als weitsichtiger Zeitgenosse ein naturwissenschaftliches Museum auf, später das Folkwang-Museum für zeitgenössische Kunst, das ja anschließend nach Essen verlagert worden ist. Der bekannte Maler Emil Nolde begrüße diese Initiativen im Ruhrgebiet als „Himmelszeichen im westlichen Deutschland“.
Das Folkwang-Museum wurde später als ein Organismus gestaltet, ein differenziertes Ganzes, dessen Teile sich wie Organe in bestimmter Weise ergänzen und zusammenwirken, passend zum Ruhrgebiet mit seiner Einheit in der Vielfalt. Es sollte Anstoß sein, sich auch wieder darauf zu besinnen, das die ganze Erde und ihre Menschheit ein lebendiger Organismus sind, wo der natürliche ökologische, der soziale und der einzelmenschliche Organismus zusammenwirken müssen, damit für die Gesamtmenschheit eine gesunde Entwicklung eintreten kann. Erst ein solches spirituelles Bewusstsein der Gesamtzusammenhänge und ein Bewusstsein von der Bedeutung und der Aufgabe der einzelnen Regionen, Kulturen und Lebensräume in diesem zusammenwirkenden Gesamtorganismus lassen ein Weltbürgerbewusstsein entstehen mit einem Gefühl der individuellen Verantwortung für die globale Entwicklung.
Der Tausch von Kunst gegen Kohle, Geistiges gegen Materielles, als Entwicklungsimpuls für eine Kulturregion von europäischer Bedeutung
Ein ähnlicher künstlerischer Impuls ging Mitte des 20. Jahrhunderts von Recklinghausen, meiner Heimatstadt aus, als nach Ende des 2. Weltkrieges in der Wiederaufbauphase des zerstörten Ruhrgebietes mit dem berühmten Tausch von „Kunst gegen Kohle“ die Ruhrfestspiele Recklinghausen vor über 50 Jahren aus der Taufe gehoben wurden. Daran beteiligt waren Otto Burrmeister, Prof. Thomas Grochowiak sowie Bergleute und Betriebsräte der Zeche König-Ludwig. Sie dachten auch an die Schaffung einer sozialen Kultur in der Gegenwart und für die Zukunft.
Otto Burrmeister, der spätere Kulturreferent des deutschen Gewerkschaftsbundes, erkannte – ähnlich wie Rudolf Steiner an der Arbeiterbildungsschule in Berlin – dass die ideologischen Scheuklappen in der Arbeiterbewegung erst dann fallen, wenn sich die Gewerkschaftsarbeit auf den Boden der kulturellen Tatsachen stellt. Nicht Klassenkampf, sondern die solidarische Zusammenarbeit zwischen Kopf- und Handarbeitern sei eine kulturelle Notwendigkeit im Ruhrgebiet und generell. An den Ruhrfestspielen maßgeblich beteiligt sind seither auch die Gewerkschaften. Spätere Generationen werden deren Geschichte auch an den Leistungen messen, die sie für die soziale Kultur erbracht haben, die sich also in einer auf materiellen Wettbewerb ausgerichteten Gesellschaft nicht allein am materiellen Mehrwert messen lassen.
Seither hat sich das Ruhrgebiet zu einer städtischen Kulturlandschaft, einer Kulturregion von europäischer Bedeutung entwickelt, mit mehreren Hochschulen und Universitäten, 12 großen Theatern, 15 Orchestern, 135 Museen, 100 Galerien und 140 umgewidmeten Burgen und Schlössern sowie zahlreichen in Kulturstätten verwandelte Industriebauten. Überregional bekannt und weithin sichtbar ist ja der Gasometer in Oberhausen, der jetzt künstlerisch und kulturell genutzt wird als eine Art Kathedrale des Ruhrgebietes.
Derzeit hat der amerikanische Video-Künstler Bill Viola, der selber einen geistig-spirituellen Entwicklungsweg gegangen ist, dort eine hinreißende Installation in künstlerische Vorgehensweise vorgenommen: Unter dem Motto „Neue Engel braucht das Jahrtausend“, hat er im Gasometer, in dieser beeindruckenden Kathedrale der Industriekultur, mit der Leuchtkraft und Farbenpracht von Kirchenfenstern und mit eindrucksvoller Geräuschkulisse versucht, eigene spirituelle Erfahrungen weiterzugeben – in diesem ehemals flüssigen Innenleben des Gasbehälters. Es mag zwar überraschend sein, sich in unserer Zeit und in nüchterner Umgebung mit dem Thema Engel zu befassen. Die fünf Engel, die Bill Viola kreiert, stehen für eine spirituelle Zwischenwelt, die wir so oft in der monotonen Raserei des Alltags vernachlässigen, anstatt die unbeschreibbaren Erfahrungsebenen in uns zu entdecken.
Wer dort im halbdunklen Gasometer eine Weile meditierend verweilt, kann hier zu mystischer Versenkung und ergreifenden Gefühlen finden. In endlos ablaufenden Video-Schleifen erlebt er ins Wasser tauchende Leiber, die Engel verkörpern und durch ihren Schwebezustand Himmel und Erde verbinden, also auf elementare Vorgänge verweisen – wie beim Herauskatapultieren aus dem schützenden Wasser im Mutterleib und ins Leben hinein, dann wieder das Herabsinken aus dem Leben hinaus in die Tiefen des Unendlichen und Unbekannten. Bill Violas Engel konfrontieren uns mit unserem Selbst auf der schmalen Linie zwischen Geburt und Tod und befreien uns einen Moment von unserer Lebensangst. Sie eröffnen uns jenen spirituellen Bereich, für den einst die großen Kathedralen als Zufluchtsort geschaffen wurden, und der im Gasometer eine überraschende Entsprechung findet.
Ein anderes Kultur-Event steht im Ruhrgebiet unmittelbar bevor: In vier Wochen, am 27. Juli, soll außer dem „Weltmusikfestival“ im Hertener Schlosspark nun auch tief unter Tage – 1050 Meter unter der Erde im Kohlenbergwerk Auguste Victoria /Blumenthal in Haltern, also am nördliche Rand des Ruhrgebietes – ein Klavierkonzert stattfinden im Rahmen des 6. Europäischen Klassikfestivals. Beethoven, Liszt und Chopin erklingen also aus den unterirdischen Tiefen eines Bergwerkes im Ruhrgebiet: Kunst und Kultur inmitten der Kohlenflöze lenken den Blick der europäischen Kulturszene auf dieses Ruhrgebiet. Ähnliches gilt für die Ruhr-Triennale: Der amerikanische Star-Regisseur Robert Wilson will die Gebläsehalle des Duisburger Landschaftsparks im Wortsinne zu einer „Industrie-Kathedrale“ verwandeln, in ein Kirchenschiff mit riesigen Fensterbögen, um dort die Geschichte des Hl. Antonius zu erzählen mit Hilfe der Musik von Bernice Johnson Reagon. Amerikanische Gospelsänger in afrikanischen Kostümen sollen stimmgewaltig den Weg des mönchischen Eremiten als Spiritual-Musical präsentieren.
Ein kleineres internationales Kultur-Ereignis fand vor 2 Wochen statt: Bei einem öffentlichen Konzert mit dem Titel „Weltklang im Ruhrpott“ in der Waldorfschule Gladbeck – die ja auf einem alten Bergwerksgelände erbaut ist – und zuvor in den Waldorfschulen in Dinslaken und Herne haben Musiker aus Deutschland, Österreich, Israel und der Türkei zu arabischen und mittelalterlichen Lauten Obertöne virtuos verbunden mit keltischen, arabischen und europäischen Melodien. Eltern aus den Waldorfschulen Herne, Gladbeck und Witten haben im Chor daran mitgewirkt. Ein weiteres Event mit Gästen aus dem In- und Ausland ist die „Extraschicht - eine Nacht der Industriekultur“mit 24 Spielorten in 21 Städten. Die Giganten der Industriekultur werden dabei zu Darstellern und Kulissen zugleich.
Besonderer Erwähnung bedarf aber ein im September 2002 zum dritten mal hier in Essen in der City stattgefundenes Ereignis, nämlich „Carnival der Kulturen“ – ein interkulturelles Fest des gesamten Ruhrgebietes auf dem Wege zur multikulturellen Gesellschaft, unter der Schirmherrschaft des Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen und mit finanzieller Unterstützung aus dem „Bündnis für Toleranz und Zivilcourage“. Das Festival mit 2000 Mitwirkenden aus 200 Kulturgruppen wurde im Essener Collosseum eröffnet. An der Idee arbeiteten internationale Künstler und Kunstpädagogen in vorbereitenden Workshops mit. Das Festival fand auf vielen Bühnen statt, mit Masken, Tanz, Musik, Straßentheater und internationalen Basaren sowie mit einer Straßenkarawane in unglaublicher Vielfalt, zugleich auch ein Friedenszug der Kulturen, immer mit Blick auf die Künste der Welt und ein besseres Verständnis für fremde Kulturen. 11 Tage nach dem 11. September läutete im Herzen der Essener City eine buddhistische Glocke, um die Stunde für ein gemeinsames Friedensgebet anzukündigen.
Nach Vorstellung der Initiatoren soll sich dieses Festival ausbreiten in alle Ruhrgebietsstädte, auch in Schulprojekte hinein und in pädagogische Arbeit mit Kindern. Ich zitiere die Organisatoren: „Wer global denkt, reist und lebt, braucht lokale Gemeinschaftsfeste. Das Ruhrgebiet wäre ohne die Zuwanderungen nicht entstanden und in Zukunft nicht überlebensfähig. Gastfreundschaft und gelebte Toleranz sind Teil dieser Geschichte. Den Reichtum der Kulturen lohnt es sich zu feiern und sich mit allen Sinnen darauf einzulassen.“ „Carnival der Kulturen“ verleiht Flügel und lässt die Menschen ihre Wurzeln spüren.
Das Bemerkenswerteste an diesem Fest: An zentraler Stelle wurde ein „Zelt des Glaubens“ als „besonderer Ort der Hoffnung“ mitten im Essener Zentrum aufgebaut, in denen alle religiösen Richtungen ein Forum erhielten, um sich und ihre Spiritualität darzustellen, auch im Dialog der Weltreligionen. Denn die große Frage des 21. Jahrhunderts wird nicht die alles beherrschende und terrorisierende Ökonomie sein, sondern die Frage der Spiritualität der Menschen. Der neue Bischof von Essen, Dr. Felix Genn, Nachfolger von Dr. Hubert Luthe und Kardinal Franz von Hengsbach, sagte folglich zu seinem Dienstantritt: „Ich muss erst wissen, was berührt hier im Ruhrgebiet das Leben der Menschen?“ Bekanntlich waren die Menschen hier im Ruhrgebiet, namentlich die Bergleute immer sehr religiös und spirituell. Bevor Sie in die dunklen Schächte zu Ihrer Arbeitsschicht unter die Erde einfuhren, holten sie sich spirituelle Kraft in den Bethäusern neben den Schächten und Stollen. Und noch heute ist die katholische Kirche im Ruhrgebiet der Arbeiterschaft sehr verbunden.
Wolfgang Thielemann beschreibt in seinem Buch „Die spirituelle Melange des Reviers“ auch die Religion im Schmelztiegel Ruhrgebiet. Das Ruhrgebiet ist seiner Zeit voraus. Es hat die Entwicklung von Ballungsräumen vorweggenommen. Längst sind die Innenstädte grün, das Revier zeigt viel Kultur und bildet auf wenigen Kilometern ein kosmopolitisches Völkergemisch. Das Ruhrgebiet ist auch ein religiöser Schmelztiegel geblieben. Ein spiritueller Regenbogen spannt sich von der Alten Synagoge in Essen bis zum tamilische Hindutempel in Hamm, dem größten in Europa. In Gladbeck und Recklinghausen wurden kürzlich große Moscheebauten eingeweiht. Und selbst auf begrünten Halden, wie in Oberhausen, führt inzwischen ein religiöser Kreuzweg hinauf. In der „Neuen Mitte“ Oberhausen, mitten im Konsumtempel, wurde ein ökumenisches Zentrum mit einem Andachtsraum eingerichtet für eine spirituelle Atempause im Einkaufstrubel des Alltags. Einen spirituellen Raum der Stille planen wir auch im Recklinghäuser Agenda-Haus in der Altstadt, ein geplantes Öko-Zentrum der Zivilgesellschaft mit ethischen Dienstleistungen, an dessen Planung ich selber im Rahmen der Lokalen Agenda 21 mit beteiligt bin, der es ja um die Fragen der ökologischen, ökonomischen und sozialen Zukunftsfähigkeit geht.
Wir haben jetzt einen großen Bogen gespannt von den internationalen Kulturaktivitäten im Ruhrgebiet bis zu den spirituellen Bemühungen der hier lebenden Menschen und der Kulturschaffenden in dieser alten Kohleregion. Überregional und international bekannt sind ja auch die eingangs erwähnten traditionellen Ruhrfestspiele. Sie haben sich zu einem europäischen Festival fortentwickelt, mit der Vergabe eines internationalen Kulturpreises. Und auch die Ruhrfestspiele nutzen alte Industrie- und Zechengebäude z.B. in Marl und Herten (Rundhalle der Kohlenwäsche als Opernhaus) für bestimmte Theateraufführungen, so dass ein neuer Geist in die alten Industriekathedralen einzieht.
Einmal jährlich bin ich zusammen mit Betriebs- und Personalräten aus dem Ruhrgebiet vom Festspielleiter Günther Heyme eingeladen zur Programmeröffnung der Ruhrfestspiele, so auch vor 4 Wochen. Das Programm steht in diesem Jahr unter dem Motto: „Bessere Welten“. Und im vorigen Jahr lautete das Motto: „Sehnsucht Europa“. Welche Sehnsucht ist gemeint? Gemeint ist die geistige Sehnsucht, die Sehnsucht nach der europäischen Kultur, die Sehnsucht nach dem Genius Europas, nach der ausgleichenden spirituellen Mitte der Welt, die sich als multipolare Welt gegen die unipolaren Weltherrschaftsansprüche der USA auch kulturell behaupten muss, wollen wir eine nivellierte Welteinheitskultur verhindern. Der Streit um bessere Welten findet also auch hier im Ruhrgebiet statt, in einem alten Industrieraum von Weltgeltung als einstiger Motor des „deutschen Wirtschaftswunders“.
Gemeint ist also nicht die Sehnsucht nach dem erfolgsverwöhnten Wirtschaftsstandort Europas, der im globalen Wettkampf zu Lasten Dritter obsiegt, sondern Sehnsucht nach Freiheit im Geistesleben, nach Gleichheit im Rechtsleben und nach Brüderlichkeit im Wirtschaftsleben. Das ist die Mission Europas und seiner alten Industriezentren!
Das umgebaute Ruhrfestspielhaus auf dem Recklinghäuser Hügel im vestischen Höhenrücken erhielt kürzlich den deutschen Architekturpreis. Es soll erklärtermaßen zu einer „Zelle für das Haus Europa werden“ – inmitten der multikulturellen Ruhrgebiets-Gesellschaft mit Menschen aus 88 Nationen, also aus fast jedem zweiten Land der Erde!
Das multikulturelle Ruhrgebiet: die europäische Kohleregion als Prüfstein und Spiegelbild der Menschheitsentwicklung und spiritueller Ort der Menschenbegegnung
Somit wird die alte Industrieregion Ruhrgebiet zum Prüfstein und Spiegelbild der Menschheitsentwicklung. Denn die Spiritualität offenbart sich in der Menschenbegegnung und wird durch soziale und kulturell schaffende Menschen somit der Erde, der Region und den Menschenwerken einverleibt, sichtbar oder unsichtbar.
Der Fotokünstler Uwe Ommer hat vor 2 Jahren im Ruhrgebiet eine „multikulturelle Foto-Safari“ veranstaltet, indem er 50 Familien verschiedener Nationalitäten und Kulturen im Ruhrgebiet besuchte und ablichtete. Zuvor hatte der Künstler bereits die ganze Welt bereist, um 1000 Familien abzulichten, deren Fotos unter anderem auf der „Photokina 2000“ in Köln zu sehen waren. Das Ruhrgebiets-Fotoalbum war zuletzt unter freiem Himmel am Weltfriedenstag auf dem Friedensplatz in Dortmund zu sehen, als internationales Bild des Ruhrgebietes, zugleich als Dokument des Miteinanders der Kulturen.
Die vielen hier lebenden Menschen haben sich nicht von ungefähr das Ruhrgebiet entweder als Inkarnationsort ausgesucht oder als Wahlheimat auf ihren verschlungenen Schicksalswegen! Hier gibt es trotz (oder gerade wegen) der hohen Arbeitslosigkeit immer viel zu tun für die tatkräftigen Menschen, ohne erst lange in Biografiekursen den roten Faden für das eigene sinnvolle Betätigungsfeld aufsuchen zu müssen. Die Lebensaufgaben liegen hier zum Greifen nahe vor der Tür – oder sozusagen „auf Halde“, wie wir hier im Ruhrgebiet sagen.
Nicht von ungefähr liegt ja das Ruhrgebiet als die dichteste Menschenansammlung Europas genau im Mittelpunkt der Achse Brüssel – Berlin, zwischen der europäischen und der deutschen Hauptstadt. Hier verlaufen auch die europäischen Verkehrsnetze wie Nervenstränge zusammen. Hier kreuzten sich auch schon die alten Wege und Straßen. Der historische Hellweg, die alte Salzstraße oder „Heilige Straße“ als Pilgerstraße von Westeuropa bis weit in den Nordosten nach Nowgorod, war und ist ja die Hauptader, die Verbindung zwischen West und Ost. Menschen und Waren werden zueinander gebracht, heute eine Art Transitstrecke nach Öffnung der Grenzen. Und geologisch verläuft hier der europäische Steinkohlengürtel von Ost nach West. Er erstreckt sich von Russland über Oberschlesien und das Ruhrgebiet nach Belgien und Nordfrankreich bis England.
Was hat die Kohle für eine Bedeutung in Europa? Der Grundstein für die europäische Vereinigung, die europäische Union, wurde ja hier im Ruhrgebiet gelegt: Die damalige Montanunion, der Verbund von Kohle und Stahl, war der Vorläufer der späteren EWG oder EG, der europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und späteren Staatengemeinschaft (EU). Kohle und Eisen haben 1951 den europäischen Einigungsprozess angestoßen. Ich habe mir die Jahreszahl nicht deshalb gemerkt, weil es zufällig mein Geburtsjahr als Ruhrgebietskind war, sondern zugleich auch die Geburtsstunde der Ruhrfestspiele, dem künstlerischen Gegenimpuls zum bloß ökonomischen Montanimpuls der Kohle: Kunst gegen Kohle – Geistiges als Ausgleich zum Materiellen, die geistige Durchdringung der Materie.
Die Kulturentwicklung der europäischen Industrieregion Ruhrgebiet erweist sich heute umso bedeutender, je stärker sich die europäische Entwicklung insgesamt immer mehr entfernt von einem ethisch verantwortlichen Kulturbewusstsein hin zu einer rein ökonomisch-materialistischen Orientierung – und neuerdings wieder zu einer militärischen Neuorientierung Europas. Dem ist mit spirituellen Initiativen und Einrichtungen entgegenzuwirken!
Nach Stillegung der Bergwerke: „Wir machen Zukunft aus Kohle“– ein spirituelles Netzwerk aus Vergangenheit und Gegenwart für Europas Zukunft
Längst ist ja das Ruhrgebiet auch mit einem dichten Netzwerk anthroposophischer Kultureinrichtungen mit spirituellem Hintergrund durchsetzt: 15 anthroposophische Zweige, 15 Waldorfkindergärten, 12 Waldorfschulen einschließlich hier der ältesten Essener Schule, aber auch der aus dem damaligen Stickstoffwerk der Bergwerksgesellschaft Hibernia AG entstandene Hiberniaschule in Herne, einer pädagogischen Werkstatt zwischen Kraftwerkskühltürmen und Chemiewerk. (Auf die Bedeutung der hybernischen Mysterien in Irland möchte ich jetzt nicht näher eingehen. Die Hibernia-Bergwerksgesellschaft mit ihrem vierblättrigen Kleeblatt als Symbol wurde ja von einem Iren gegründet).
Weiter aufzählen könnte ich noch 5 heilpädagogische anthroposophische Einrichtungen im Ruhrgebiet, die ja wie die Waldorfschulen ebenfalls vor dem Hintergrund eines spirituellen Menschenbildes und Weltbildes erfolgreich arbeiten, ohne dem eine erfolgreiche Pädagogik nicht betrieben werden kann, Pisa-Studie hin oder her. Des weiteren gibt es anthroposophische Aus- und Weiterbildungseinrichtungen, aber auch Bankeinrichtungen wie die GLS Gemeinschafts- und Ökobank in Bochum zur Erneuerung des Finanz- und Geldwesens, dass sich in unserer Zeit der neoliberalen Globalisierung ja vom Wirtschaftsprozess abgelöst hat auf den internationalen Finanz- und Aktienmärkten und nicht dort eingesetzt wird, wo es dringend gebraucht wird, mit latenter Gefährdung der Weltwirtschaft.
Ferner gibt es alternative medizinische Einrichtungen auf anthroposophischer Basis, wie z.B. das Gemeinschaftskrankenhaus in Herdecke. Es gibt im Ruhrgebiet die erste Privatuniversität in Witten, außerdem künstlerische Initiativen und ein Kranz von biologisch-dynamischen Landwirtschaftsbetreiben vor allem im südlichen Ruhrgebiet und am Niederrhein, zur Durchgeistigung der Erde und für gesunde Lebensmittel, auch als geistige und seelische Nahrung, da die Menschen sich nach spiritueller Ernährung sehnen statt nach Todesmitteln in der materiellen Umgebung mit ihren vergifteten Böden und gestörten Sozialverhältnissen. Bei einer Umweltveranstaltung in Herne war von „ökologischer Spiritualität“ die Rede. Schließlich die Verknüpfung der anthroposophischen Kulturszene im Ruhrgebiet mit dem öffentlichen Kulturleben – auch durch die vermittelnden Aktivitäten des anthroposophischen Kulturagenten Peter Romahn, dem Ruhrpott-Agenten.
Und hier und da gibt es schwach aufkeimende soziale Dreigliederungsktivitäten – also spirituelle soziale Zukunftsimpulse im sozialen Organismus, die aber noch viel zu schwach sind, um die vorhin zitierte Freiheit im Geistesleben, die Gleichheit im Rechtsleben und die Brüderlichkeit oder Geschwisterlichkeit im Wirtschaftsleben zum Durchbruch zu verhelfen. Die einzelnen Organe sind ja vertauscht und vermischt in unserem politischen Leben, wo die Wirtschaft die Rechtsgestaltung bestimmt und obendrein das Kulturleben vereinnahmt wird als bloße Kaufkultur, indem das gesamte Leben unter das ökonomische Diktat gestellt wird.
Ohne Spiritualität fehlt es aber an sozialer Phantasie und an Ideen für die soziale Zukunftsgestaltung, das zeigen die aktuellen Debatten der ausgebrannten Parteien aus dem 19. und 20. Jahrhundert um die momentanen Sozialreformen und den Sozialabbau. Wenn nicht die Menschen im Ruhrgebiet, wer sonst soll aber wesentliches beitragen für die Lösung der virulenten sozialen Frage im Zeitalter der Globalisierung?
Den Anthroposophen unter Ihnen ist vielleicht bekannt, das Rudolf Steiner, der Begründer der anthroposophischen Geisteswissenschaft (nach den Aussagen des verstorbenen Vorsitzenden der anthroposophischen Gesellschaft, Manfred Schmidt-Brabant) ein weiteres Goetheanum – zusätzlich zum Goetheanum in Dornach/Schweiz, einem bedeutenden spirituellen Zentrum der Gegenwart für die Menschen in Europa und weltweit – ein weiteres Goetheanum im Ruhrgebiet errichten wollte und ein drittes Goetheanum im Ostseeraum.
Hier im Ruhrgebiet kann es allerdings nicht um ein einzelnes Bauwerk im goetheanistischen Baustil gehen, sondern um einen mehr flächendeckenden spirituellen Bau- und Kulturimpuls zur Stärkung der geistigen Willenskräfte – für die sozialen Zukunftsaufgaben. So etwas ähnliches schwebte ja auch Karl-Ernst Osthaus aus Hagen mit seinem geistig-künstlerische Netzwerk vor, das in der baulichen Gestaltung des Ruhrgebietes sichtbar werden sollte.
Rudolf Steiner erstrebte also ein erstes (verwirklichtes) Goetheanum zur Erforschung und Pflege des geistigen Lebens am Oberrhein in Dornach, ein weiteres zur Pflege des Seelenlebens an der Ostsee – die Ostsee ist ja der Seelenraum Europas – und ein drittes im Ruhrgebiet zur Willensschulung und Willensstärkung, denn das Ruhrgebiet ist ja die Willensregion Europas, wie wir noch hören werden. Damit sollte das Spirituelle hier zu einer Ganzheit für Europa werden und von hier aus in die Welt strahlen, getragen von jedem spirituell tätigen Menschen in menschlicher Gemeinschaft.
Es fanden ja hier im Ruhrgebiet, in Witten, auch spirituell getragene große anthroposophische Kongresse bereits in den achtziger Jahren öffentlich statt, angestoßen durch Karl-Ernst Neuhöfer: z.B. der „Kongress der Völkerverständigung“ oder die große Tagung über „Mitteleuropas Aufgaben in den Spannungen der Gegenwart“ oder der Kongress über die „Entwicklung des christlichen Europas an der Schwelle zum dritten Jahrtausend“. Zum zweiten mal hält auch die anthroposophische Landesgesellschaft Deutschland ihre Jahrestagung im Ruhrgebiet ab, vorige Woche in Dortmund, einige Jahre vorher in Gladbeck. Und zusätzlich findet auf der Zeche Zollverein in diesem Jahr das bereits erwähnte öffentliche Begegnungsfest der anthroposophischen Bewegung statt, mit zwei Foren über die Weltlage und ihre Hintergründe, unter dem Motto Joseph Beuys: „Das Atelier findet zwischen den Menschen statt.“
Es soll dort ein Zeit- und Raumort eröffnet werden, in dem der Einzelne sich mit anderen Menschen begegnen und auch über Herzensangelegenheiten sprechen kann. An den Fragen und Anliegen des anderen, an dessen Themen und Fähigkeiten kann sich Wärme und Initiative füllen. Den anwesenden Menschen wird ein Raum geschaffen, in dem sie gehört und bewegt werden können. Die teilnehmenden Menschen sollen gewissermaßen in die Höhe steigen, um von dort aus in der Tiefe nach den Schätzen suchen, die dann zu Tage gefördert werden müssen, damit sie auf der Erde genutzt werden können.
Ein anderes Projekt, das sich als Architekturprojekt um die Essener Kokerei Zollverein rankt, zeigt das russische Künstler-Ehepaar Iliya und Emilia Kbakov als Film auf der Kunstschau Biennale in Venedig. Der Film ist zusammen mit der Entwicklungsgesellschaft Zollverein mbH produziert worden. Die Kabakovs planten auf dem früheren Bergwerks-Gelände ein „Zentrum der kosmischen Energie“, bei dem es um die Verbindung der Montanindustrie und der Vision eines Energiezentrums für heute geht. Solche und andere Projekte im Ruhrgebiet zeigen, dass es nicht nur darum gehen kann, alte spirituelle Orte zu entdecken und aufzusuchen, sondern auch neue spirituelle Orte zu schaffen, indem z. B. mit künstlerischen Mitteln eine neue Spiritualität in die Industriezone hineingebracht wird, um die Erdenorte zu heilen und zu segnen, insbesondere in Mitteleuropa.
Gerade die sich um Europa rankenden Themen und Veranstaltungen weisen das Ruhrgebiet als die heimliche Hauptstadt Europas aus. Diese gewagte Aussage mache ich hier frei von Lokalpatriotismus, denn der gehört hier nicht hin. Aber über den geistig-kulturellen Auftrag Europas für die Welt denkt in den Regierungszentralen von Brüssel oder Berlin sonst kaum jemand nach. Dann tun wir es hier eben im Ruhrgebiet, der Wiege des neuen Europa in der Nachkriegszeit. Das Ruhrgebiet will sich in Kürze demonstrativ um den Titel der „Kulturhauptstadt Europas 2010“ bewerben und rechnet sich gute Chancen aus.
Ein spirituelles, geistiges Netzwerk überzieht also die alte europäische Kultur- und Kohleregion, ergänzt um die eingangs erwähnten künstlerischen Impulse; dazu gehören auch Kunst und Theater am Puls der Zeit. „Kunst für Kohle, Kohle für Kunst“, das wurde zu einem Kultbegriff für Aufbruch, Umbruch und Zukunft im Industrierevier, in dem 200 Jahre europäische und deutsche Industriegeschichte ihre Ursprünge, ihre Wurzeln haben – mit der kulturbildenden Kraft des Montanwesens. Diese alte Kohleregion ist der kulturellen Zukunft Europas verpflichtet.
Es gab ja den Werbeslogan der Ruhrkohle AG: „Wir machen Zukunft aus Kohle“. Man dachte hier eher an das Verflüssigen und Vergasen von Kohle, dem verwandlungsfähigen Rohstoff. Was es mit der Kohle geistig auf sich hat, dem „schwarzen Diamanten“, dem „Stein der Weisen“, darauf komme ich noch zu sprechen, wenn wir das Gralsgeheimnis der Kohle lüften – und ihre Zukunftsbedeutung im Ruhrgebiet nach Stillegung der Bergwerke.
Die spirituelle Prägung des Ruhrgebietes in der vorindustriellen Geschichte - ein alter Kulturraum mit Gespür für die geistig-seelischen und materiellen Nöte der Menschen
Der Blick in die Vergangenheit, in die Industriegeschichte, soll nicht heißen, dass vor der Industrielaisierung das Ruhrgebiet ein gesichtsloser und geschichtsloser Raum war. Was sich auch vorher hier schon geistig abgespielt hat, das kann ich nur kurz andeuten. Die spirituelle Prägung hat das Ruhrgebiet demnach bereits in seiner geschichtlichen Entwicklung erhalten. Um das alles darzustellen aus einem reichhaltigen Fundus raum- und geisteswissenschaftlicher Forschung, benötigten wir eigentlich eine ganze Vortragsreihe. Vielleicht beginnen wir mit dem Hinweis, dass es ja im Ruhrgebiet auch reichhaltige vorindustrielle Kunstschätze gab, wie die wenigsten wissen. Zudem gab es mehrere Klöster. Auch hat das Ruhrgebiet eine alte Dorf- und Stadtkultur.
Denn alle alten Städte an der Ruhr sind älter als beispielsweise Berlin, Hamburg, Stuttgart oder München, die gemeinhin als westdeutsche Kulturzentren gelten. Aber auch fast alle späteren Industriestädte der Emscherzone lassen sich auf Dörfer aus dem Mittelalter zurückführen. Auf Bochumer Stadtgebiet befindet sich in Stiepel die älteste Dorfkirche Deutschlands. Direkt daneben siedelte sich erst vor wenigen Jahren ein neues Zisterzienserkloster an, das 1988 eingeweiht wurde, auf den Spuren des Hl. Bernhard von Clervaux und der alten Geistlichkeit. 70.000 Pilger aus dem ganzen land verehren jährlich die schmerzhafte Mutter von Stiepel. Der Kardinal und Ruhrbischof Hengsbach wollte unbedingt ein Kloster für das Ruhrgebiet, als Ausgleich für die dichte Besiedlung, die hohe Industriealisierung und Technisierung des Ruhrgebietes, um in diesem europaweit einmaligen Ballungsraum ein Ort des Gebetes, der Stille, der Ruhe und der Umkehr zu schaffen, wo Menschen abschalten, auftanken und sich besinnen können.
In Bottrop-Kirchhellen wurde 1946 auf einem Gutshof in einem ehemaligen Kuhstall ein kleines Kloster der Kölner Ordensprovinz der Redemptoristen eingerichtet, das heute als einziges Jugend-Kloster Deutschlands fungiert für überkonfessionelle Jugendtreffen, Freizeiten, Seminare, Exerzitien und Meditation („Kloster auf Zeit“), umgeben von Wiesen, Wäldchen und einer alten denkmalgeschützten Villa. Ein altes Zisterzienser-Kloster gibt es in Kamp-Lintfort und weitere Klöster an vielen Orten, z.B. in Recklinghausen-Stuckenbusch. Recklinghausen hat heute noch einen geschlossenen mittelalterlichen Stadtkern mit einem Wallring und Resten von Stadtmauer und Stadtturm, ebenso Haltern und Dorsten oder Hattingen und andere Städte der Region. Und noch heute durchdringen sich hier im Ruhrgebiet Stadt- und Dorfkultur.
Nicht zuletzt die alten Bergarbeitersiedlungen galten als Inbegriff für zukunftsfähige Wohnkultur und Gemeinschaftsformen (siehe meine Veröffentlichung im Vestischen Kalender Nr. 1991, 62. Jahrgang). Und sie zeugen noch als preisgünstige Werkswohnungen in Arbeitsplatznähe von einem sozial gesinnten Unternehmertum, dass heute fast ausgestorben ist in Zeiten neoliberaler Globalisierung. (Selber bin ich als Bergarbeitersohn in einer solchen Siedlung aufgewachsen und konnte später als Stadtplaner auf manches zurückgreifen, wenn Sie mir diese persönliche Anmerkung erlauben.)
Doch kurz zurück zur Historie: Es gibt im Ruhrgebiet 1000-jährige Kirchen und geheimnisvolle Kapellen mit hervorragenden Schätzen abendländischer Sakralkunst, darunter die älteste plastische Madonnenfigur des Abendlandes. Bereits im 16. Jahrhundert gab es zwischen Ruhr und Emscher 57 Pfarrkirchen. Und schon vor dem 8. Jahrhundert waren angelsächsische und fränkische Missionare hier tätig. Ein Perlenkranz von romanischen und gotischen Kirchen und die eingangs erwähnten 150 Burgen, Schlösser und Herrenhäuser – darunter die Hohensyburg in Dortmund, die als besonderer spiritueller Ort gilt – zeugen von dem alten Kulturraum Ruhrgebiet.
Hier in der Stadt Essen möchte ich vor allem auf die Klosterzelle in Essen-Werden hinweisen, ein geistliches Zentrum des Christentums im Mittelalter von hohem Rang, auf Initiative de Friesen Ludger entstanden. Hier wurde im 9.Jahrhundert der Heliand geschrieben, das gewaltige frühdeutsche Epos der Evangelienharmonie. Das zweite bedeutende kirchliche Zentrum war das Frauenstift in Essen, eine Gründung des Sachsen Altfried.
Die bewegte Siedlungsgeschichte des Ruhrgebietes setzte also keineswegs erst mit der Industrialisierung ein, wie viele glauben, sondern sie begann bereits in der Vor- und Frühgeschichte mit 80.0000 Jahre alten Spuren der Neandertaler und setzte sich fort über die Bronze- und Eisenzeit – hier gibt es Hügelgräber und Urnenfelder – bis zur römisch-germanischen Zeit und ins Mittelalter. In der Römerzeit gehörte das heutige Ruhrgebiet bereits zu den dichtbesiedeltsten Gebieten Germaniens. Die historischen Grenze des Krieges zwischen Franken und Sachsen verlief mitten durch das heutige Ruhrgebiet.
Hier wurden kulturgeschichtlich einzigartige Gräberfelder aus dieser Zeit gefunden. Im Ruhrgebiet befanden sich auch mehrere Kastelle der Römer und hier wurden die größten römischen Goldfunde auf deutschem Boden gemacht. Im Ruhrgebiet befanden sich auch viele sagenumwobene heidnische Kultstätten – und der germanische Stamm der Sugambrer an der Ruhr galt als Inbegriff für das starke und freie aufblühende Germanentum. Mit der heute 1500-jährigen Fem-Eiche in Erle bei Dorsten existiert im Ruhrgebiet heute noch ein altgermanisches Heiligtum, das älteste lebende Zeugnis dieser Zeit in Deutschland. Und die Namen der raumprägenden Flüsse im Ruhrgebiet sind keltischen Ursprungs: Ruhr und Lippe – wobei die Lippe ja unweit der mysteriösen Externsteine entspringt.
Von der eindrucksvollen mittelalterlichen Vergangenheit des Ruhrgebietes zeugt auch Dortmund als freie Reichsstadt und Handelsstadt Westfalens – oder die im 8. Jahrhundert beginnende Geschichte der Stadt Duisburg als Pfalz, Reichsstadt und Hansestadt, die bereits von 1655 bis 1818 eine Universität unterhielt und in der heute noch beachtliche Reste der historischen Stadtmauer erhalten sind. (Heute befinden sich in der Hafenstadt Duisburg übrigens mehr Brücken als in Venedig). Nach Duisburg ist ja damals im 16. Jahrhundert auch der Geograf und Kartograf Mercator aus der geistigen Enge Flanderns geflüchtet, weil er hier die Weltoffenheit schätzte. Mercator, der die größte Sammlung von Karten aller Länder und Erdteile besaß, gilt als Erfinder des Globus, mit dem heute noch den Schülern die Globalisierung veranschaulicht wird.
Das Ruhrgebiet hat viele andere Persönlichkeiten hervorgebracht, wie z.B. Baedecker und Brockhaus, und auch einen angesehnen Bundespräsidenten namens Gustav Heinemann hier aus Essen. Und in einer Zeit, in der die soziale Frage entstand, entwickelten viele Priester im Ruhrrevier aus spiritueller Haltung ein feines Gespür für die geistig-seelischen, aber auch die materiellen Nöte der Menschen. Durch die Opferbereitschaft der vielen Priester und Ordensleute entstanden die vielen caritativen Einrichtungen im Ruhrgebiet, aber auch die Knappen- und Arbeitervereine.
Die verschlafene vorindustrielle Tristesse des Ruhrgebietes zur Vorbereitung einer neuen spirituellen Zukunft als Mysterienstätte des Industriezeitalters
Das Ruhrgebiet ist also eine Region mit bewegter Geschichte und Kultur. Gleichwohl hatte es zu Beginn des 19. Jahrhunderts den Anschein, dass die Städte des Ruhrgebietes eher Vergangenheit als Zukunft besäßen. Die Gegend wurde über Jahrhunderte von Reisenden als trostlos oder gar als Wüste im wahrsten Sinne des Wortes bezeichnet.
In alten Reiseberichten von 1830 ist zu lesen, die Gegend sei „bewohnt mit groben, korrupten Menschen in vernachlässigten Städten, denen es an guter Sitte und geistiger Offenheit mangelt“. Man reiste hier durch ein Agrarland mit verschlafenen Dörfern und Kleinstädten, mit Heide- und Sumpfgebieten im Norden, wo noch im 19. Jahrhundert Wildpferde lebten. Im Waldgebiet der heutigen Haardt, nördlich von Recklinghausen, waren sogar die letzten Wölfe in Deutschland gesichtet worden.
Durchreisende mochten sich damals gar nicht vorstellen, wie hier überhaupt Menschen leben können... Diese Vorstellung hat sich bis heute hartnäckig gehalten, obwohl eine Untersuchung der Lebensqualität in den 100 größten Metropolen und Ballungsräumen der Erde das Ruhrgebiet auf die vordersten Plätze brachte, diese Stadt der großen Dörfer. Nicht ganz geklappt hat ja das aktuelle Bemühen vor einigen Wochen bei der Olympia-Bewerbung, die Jugend der ganzen Welt demnächst zur Olympiade ins Ruhrgebiet zu holen, um die Qualität dieser Region erlebbar zu machen. Aber über die „Weltstadt Ruhrgebiet“, über das Revier als eine einzige Großstadt, wird politisch weiter diskutiert, so auch vom früheren Städtebauminister Christoph Zöpel aus Bochum.
Vergessen sind hingegen zurückliegende künstlerische Impulse ganz im Sinne von Karl-Ernst Osthaus, als 1969 das Projekt „B 1“ ausgerufen wurde, nämlich die Schnellstraße des Ruhrgebietes durch Kunst im öffentlichen Raum zu formen. So gab und gibt es viele Bemühungen, die Lebensqualität des Ruhrgebietes zu erhalten und zu verbessern oder wiederherzustellen. Wer hier wohnt und lebt oder arbeitet, dem erscheint jedenfalls das Ruhrgebiet zumeist sehr lebenswert. Die meisten Abwanderer verbleiben im nahen Umland am Rande des Ruhrgebietes.
Der einstige Industrie-Fluss Ruhr ist heute der sauberste Fluss Deutschlands mit hohen Fischbeständen – ein Zeugnis für die erfolgte Heilung der geschundenen Landschaft. Die Emscher war vor der Industrialisierung keine Abwasserkloake wie heute mit einem betonierten Flussbett, sondern der fischreichste Fluss Deutschlands mit dem stärksten Mäander – ein Beleg für die allergrößten Ätherkräfte und kosmischen Schwingungen, einstiges Revier auch der letzten freilebenden Wildpferde in Deutschland. Die Emscher hat ja auch einen der merkwürdigsten Quellorte in einer Scheune eines Bauernhofes. Nun hat die Renaturierung der begradigten Emscher längst begonnen, um wieder in einem Flussbett mit sauberem Wasser zu fließen – ein Investitionsprogramm in Milliardenhöhe.
Vieles wurde getan für die Wohn- und Lebensqualität, für die Freizeitqualität und Infrastruktur – auch wenn mittlerweile den finanzarmen Städten das Geld ausgeht und vieles vernachlässigt wird. Doch wer sich hier als Auswärtiger einmal niedergelassen hat im Ruhrgebiet, der möchte zumeist gar nicht mehr weg; der hat hier eine neue Heimat gefunden, soweit ihm das Ruhrgebiet auch eine geistige Heimat bietet. Oft ist es Liebe erst auf den zweiten Blick.
Das Ruhrgebiet ist alles andere als eine geistige Wüste. Nehmen wir als Symbol für das sich herabsenkende Geistige die taube die Brieftaube der Bergleute im Ruhrgebiet. Oder denken wir an die Hl. Barbara, die Schutzpatronin der Bergleute. Sie war ja – ähnlich wie die Bergleute in ihrem dunklen Schacht – in einen dunklen Turm eingesperrt, um das innere Geisteslicht zu erfahren.
Es gibt auch so etwas wie ein inneres Geisteslicht in der schwarzen Kohle, in der ja die Sonnenenergie aus den abgestorbenen und verkohlten Pflanzen und Bäumen gespeichert ist, quasi als innere Lichtsubstanz des Ruhrgebietes. Wir wissen ja von Rudolf Steiner aus Goethes Farbenlehre, dass die Farbe Schwarz das geistige Bilde des Toten darstellt, d.h. der Tod beleuchtet den Geist. Denn wäre die Kohle nicht schwarz, sondern weiß und durchsichtig, wäre sie ein Diamant. Vieles wissen wir aus dem Chemieunterricht über die Verwandlungsfähigkeit des Kohlenstoffes, ohne den es ja kein organisches Leben auf der Erde gäbe. Doch bevor wir tiefer in dieses Geheimnis eindringen, zunächst zurück zur vorindustriellen Idylle dieser alten Kohleregion.
Die verschlafene Idylle von einst war nur die Ruhe vor dem Sturm. Ohne das industrialisierte Ruhrgebiet hätten Deutschland und Europa nicht ihren wirtschaftlichen Aufschwung genommen und den Wiederaufbau nach dem Krieg geschafft. Ohne jede Sentimentalität kann gesagt werden, dass diese Kohleregion denjenigen Wohlstand beschert hat, der uns nun den Rücken frei hält für unsere sozialen, ökologischen, geistigen und kulturellen Aufgaben, die vor uns liegen.
Die kulturelle Prägung des Ruhrgebietes vor und nach der Industrialisierung war und ist offenbar nicht auf den ersten Blick zu erkennen, da muss man fast schon mit seherischem Blick herangehen. Während der Industrialisierung weniger waren es die Kirchen und Sakralbauten, sondern die Fördertürme und Hochöfen, die als Kathedralen des technischen Fortschritts die Lebensmittelpunkte bildeten.
Die mittlerweile denkmalwürdigen Industriebauten erfüllten zum Teil hohe baukünstlerische Ansprüche, wie man sie in neueren Industriegebieten kaum noch findet. So ist die alte Zeche Zollverein nicht ohne grund zum Weltkulturerbe erklärt worden. Um diese markanten Industriebauten gruppierten sich also damals die Siedlungen der vielen Menschen, die aus fast allen europäischen Ländern hier einwanderten.
Der Verschmelzungsprozess der vielen Menschen aus ganz Europa als das eigentliche Mysterium des Ruhrgebietes
Mit der Industrialisierung begann das eigentliche Mysterium des Ruhrgebietes. Der Dichter Heinrich Böll drückte diesen 100-jährigen Verschmelzungsprozess der vielen Menschen aus ganz Europa folgendermaßen aus:
„Eine neue Rasse hat sich hier gebildet, die in Tonfall und Umgangsform gemeinsames hat und alle Vorzüge und Nachteile der Jugend: Frische, mit unbekümmerter, fast kolonialer Barbarei vermischt.“
Die Menschen strömten nicht nur aus allen Provinzen und Staaten des damaligen deutschen reiches herbei, sondern auch
- aus Polen und Masuren,
- aus Litauen und Kaschubien,
- aus der Tschechei, aus Kroatien und Slowenien,
- aus Irland, ferner Belgier, Niederländer und Franzosen,
- Rumänen, Tschechen und Ungarn
- Später dann Italiener und Jugoslawen,
- Griechen, Spanier und Türken als „Gastarbeiter“,
- Russen und Russlanddeutsche,
- Später dann Asylbewerber aus Afrika und Asien sowie Nahost.
Verschiedene völkische Elemente haben sich hier verschmolzen, wobei das slawische Element einen besonders großen, prägenden Anteil hatte. Inzwischen leben hier, wie eingangs erwähnt, Menschen aus 88 Nationalitäten in den Stadtteilen des Reviers.
Wie Sprachforscher verschiedener Universitäten übereinstimmend herausgefunden haben, hat sich interessanterweise das Sprachengemisch, dieser typische Ruhrgebiets-Slang, im Laufe der Jahre zu einer eigenständigen Regionalsprache entwickelt. Neben den 12 verschiedenen Dialekten im deutschen Sprachraum hat sich also ein anerkannter dreizehnter Dialekt mit allen sprachlichen und regionaltypischen Merkmalen herausgebildet. Dies ist ein untrügliches Anzeichen für eine eigenständige Kultur und Identität, die aus dem internationalen Schmelztiegel regional hervorgegangen ist. Die vielbeschworene multikulturelle Gesellschaft ist hier lange Realität, dank der hohen Integrationskraft der hier zusammenlebenden Menschen mit ihrer hohen Sozialkompetenz.
Die Arbeit und die Arbeitskultur standen im Mittelpunkt, die harte Arbeit im Bergbau unter Tage, in bis zu 1000 m Tiefe unter der Erde, oder in der Hitze der Hochöfen oder im monotonen Takt der Fließbandproduktion. Ich selber durfte von meinem 16, bis 19. Lebensjahr dort unten vor Kohle arbeiten. Und später in den Semesterferien hatte ich wochenlang auch Fließbandarbeit im Ruhrgebiet verrichtet, in der Wurstwarenfabrik Schweisfurth (Herta/Casserole) in Herten zusammen mit den Griechen – ein unverzichtbares Erlebnis. Der bekannte Hertener Wurstwarenfabrikant Karl-Ludwig-Schweisfurth wurde ja später ein spiritueller Aussteiger und Bio-Bauer in Süddeutschland.
Vom monotonen Maschinentakt zum gesunden Lebensrhythmus im Ruhrgebiet
Wie kommt das einstige Kohlerevier aus dem monotonen Maschinentakt wieder in einen Rhythmus, in einen gesunden Lebensrhythmus? Es folgte dieserhalb im letzten Jahrhundertdrittel die nicht minder schwere Kulturarbeit inmitten einer Region des Materialismus, eines „Tummelplatzes von Dämonen“ – so charakterisierte Rudolf Steiner einmal die technischen Industriegebiete. Vorher, während der Kriegsjahre und in der Kriegsvorbereitung war diese Region von den Widersachermächten missbraucht worden als „Waffen- und Rüstungsschmiede der Nation“. Die Kohle diente vor allem zum Schmelzen von Eisen zu Stahl, zum Schmieden von tödlichen Kriegswaffen.
Während eines Vortrages im Ruhrgebiet, bei der Einweihung des Anthroposophischen Zweiges in Bochum 1913, bemerkte Rudolf Steiner: In der Verwendung des Eisens zeige sich symptomatisch, wie wir unser ganzes Leben aus der bloßen Materie auferbauen wollen.
Die Naturlandschaft wurde hier größtenteils vernichtet und geschunden durch die rasche Industrialisierung, und der Rohstoff Kohle – in dem sich ja die aufgespeicherte Sonnenenergie aus den verkohlten Bäumen und Pflanzen befindet, als innere Lichtsubstanz des Ruhrgebietes – wurde in schnellem Tempo ausgebeutet, über den Bedarf hinaus auf Kohlehalden aufgetürmt.
Die willensstarken Menschen im Ruhrgebiet mit ihrer materiellen Umgebung haben also lange Zeit mit Kohle, Eisen und Stahl gearbeitet, 1000 m unter der Erde mit den Elementen gekämpft und beim Errichten großer Halden und Landschaftsbauwerke gewissermaßen das Erdinnere auf die Tagesoberfläche gestülpt und wieder ans Sonnenlicht geholt. Hier sind in kumpelhafter Zusammenarbeit Willenskräfte und Fähigkeiten am Werke, die sozial und kulturell verwandelt werden können.
Die kulturelle und geistige, spirituelle Durchdringung dieser industriell ausgezehrten Region kann insoweit zur Wiedergutmachung und Heilung der verletzten Erde beitragen. Die industrielle Zerstörung der Natur ist jedoch nicht mehr aufzuhalten, auch nicht durch ehrliches ökologisches Bemühen, wenn nicht zugleich die sozialen Verhältnisse neu gestaltet werden. Nur durch spirituelle und soziale Impulse kann das alte Industrierevier zur Wohnstätte höherer Wesen werden – insbesondere jener Wesenheit, die wir Christus nennen - und dadurch geistiges Leben entfalten. Jedes soziale und geistige Bemühen in dieser materiellen Umgebung ist deshalb von besonderem Wert.
Wir erleben ja die fortwährende Wandlung des Ruhrgebietes in einem 33-Jahres-Rhythmus, entsprechend der Inkarnationszeit des Christus: An der Wende vom 19. ins 20. Jahrhundert war hier der Beginn, der Höhepunkt und Schwerpunkt der ersten Industrialisierungswelle in Deutschland. 33 Jahre später entstand hier die „Waffen- und Rüstungsschmiede“ der Nation, obwohl die NSDAP im Ruhrgebiet damals die wenigsten Wählerstimmen in Deutschland erhielt. Die Menschen waren hier wacher als anderswo.
Wieder 33 Jahre später, um 1966, hielt das Kultur- und Geistesleben Einzug ins Malocher-Revier der Muskelarbeiter – durch erste Universitäts-Neugründungen und Museums- und Theaterinitiativen. Zugleich konnte mit dem eingehaltenen Versprechen vom „blauen Himmel über der Ruhr“ in diesem von Immissionen belasteten Raum wieder das Ein- und Ausatmen in den Rhythmus gebracht werden – durch die Luftreinhaltepläne für das Ruhrgebiet.
Und wieder 33 Jahre später, kurz vor der letzten Jahrtausendwende, konnten die ehrgeizigen Pläne reifen zur künstlerischen, ökologischen und sozialen Umgestaltung der Industriebrache zwischen Ruhr, Emscher und Lippe – durch die bedeutende Internationale Bauausstellung Emscherpark, auf die ich noch zu sprechen komme. Wenn noch einmal 33 Jahre vergangen sein werden, also in gut 30 Jahren, müssen wir im Ruhrgebiet soweit sein, dass wir dem übrigen erweiterten Europa vorleben, wie die weltweit wieder virulente soziale Frage nur zu lösen ist aus spiritueller Ideenkraft, da die herkömmliche Politik und Wirtschaft am Ende sind. Denn die große Frage des 21. Jahrhunderts ist nicht die Erfolgsfrage der alles überlagernden Ökonomie in ihrer neoliberalen Ausprägung mit dem zerstörerischen Konkurrenzkampf aller gegen alle, sondern die Frage nach der Spiritualität der Menschen.
Nur in einem solchen Zeitenrhythmus kann sich der Einzug von Kultur und Geist in einem Raum vollziehen – das sind die Gesetze der Durchdringung von Raum und Zeit, von Raumgeist und Zeitgeist. Die Entstehung einer sozialen Kultur ist ein lebendiger Prozess von unerhörter Vielfalt. Der Ruhrfestspielgründer Otto Burrmeister formulierte es so: „Die soziale Frage ist die Schicksalsfrage einer Kultur überhaupt“. Deshalb sei das beste für die Arbeiter hier im Ruhrgebiet gerade gut genug.
Wandlung und Aufbruch durch die geistig inspirierte Internationale Bauausstellung Emscherpark: Künstlerische Metamorphose der alten Industriezone als Gesamtkunstwerk
Im nördlichen Ruhrgebiet einschließlich der nördlichen Stadtteilen von Essen, in der industriell ausgezehrten Emscherzone mit der höchsten Arbeitslosigkeit, hatten weitere Menschen ein Gespür für die Herauforderungen des Ruhrgebietes, dessen weltoffene Menschen heute nicht mehr in Zeche, Werk und Siedlung gefangen sind. Viel mehr gehört heute zum Leben im industrialisierten Europa: die Kunst, die Wandlung, die Kultur des Aufbruchs!
Wie so oft setzte hier das Ruhrgebiet Maßstäbe, wenn es gilt, provinzielle Fesseln der Enge zu sprengen. So z.B. am Ende des 20. Jahrhunderts, zwischen Ostern 1988 und Pfingsten 1999 mit der erwähnten Internationalen Bauausstellung Emscherpark, abgekürzt IBA. Ähnlich wie bei Karl-Ernst Osthaus war hier durch Prof. Ganser angestrebt, dass die Industriezone als Gesamtkunstwerk ausgestaltet werden sollte. Sie sollte als Ganzes eine künstlerische Metamorphose durchmachen.
Es ging der IBA um die Integration der Kunst in die Planungskultur dieser Region. Die Kunst gehört einer anderen Geisteswelt an und steht quer zur üblichen planerischen und wissenschaftlichen Rationalität. Dieser geistig-kulturelle Bauimpuls der IBA kurz vor dem Jahrhundert-Ende war von großer Tragweite und tiefer Durchdringung.
Viele beachtliche künstlerische und soziale Ideen sind in die Tat umgesetzt worden. Die Landschaft, der Kulturraum und der soziale Zusammenhang der industrialisierten Stadtlandschaft wurden als organischer Zusammenhang begriffen. Die Stadtlandschaft wurde als Kulturraum wiederentdeckt und als lebendiger Organismus erkannt. Neue Architekturqualität und wiederbelebende Landschaftsgestaltung waren gefragt in diesem grauen Siedlungsbrei.
„Wo im Äußeren das Innere zum Ausdruck kommt, die Seelenempfindungen in den Baustil hineingelangen, da wird für die Menschheitszukunft gebaut“, so äußerte sich Rudolf Steiner in seinem Pfingstvortrag am 9. Juni 1908 in Köln. Er sah es als Aufgabe der Kunst, zuvorderst der Baukunst an, eine geistige Durchdringung, Prägung und Verwandlung der irdisch-stofflichen Raumeswelt vorzunehmen, um die Geistanwesenheit in den ganz alltäglichen Dingen sichtbar zu machen.
Mit jedem Bauwerk und Kunstwerk, mit jeder künstlerischen Verwandlung und Umwidmung wird der Stofflichkeit etwas geistiges eingeprägt, das nicht verloren geht und das für die hier auf engstem Raum lebenden Menschen von allergrößtem Wert ist. Dieser Erdenort mit seinen willensstarken Menschen ist aber auch besonders dafür geeignet, diese Verwandlung vorzunehmen.
Die durch das industrielle Maschinenwesen aus dem unterphysischen Bereich hereingekommenen Elementarwesen werden verwandelt durch die künstlerische Umgestaltung der funktional gebauten Welt mit ihren nüchternen Zweckbauten der Technik. Der alles überlagernde Glaube an die Technik statt an die menschlichen, sozialen Fähigkeiten muss durch die spirituelle Erkenntnis des Geistes abgelöst werden, der auch den zukunftsgerichteten menschlichen Willen durchdringt, hier bei den willensstarken Menschen in der Willensregion Ruhrgebiet. Damit verwandeln sich auch die Ätherkräfte im Ruhrgebiet. Schließlich war das Ruhrgebiet die Keimzelle des Umweltschutzes.
Interessanterweise haben ausländische Journalisten die von der IBA umgestaltete Emscherzone spontan als „Tal der Götter“ bezeichnet und die Haldenbauwerke und Industriedenkmäler mit ägyptischen Pyramiden verglichen. Wir wissen ja von Rudolf Steiner, das in das Maschinenwesen diejenigen magischen Kräfte hineingegangen sind, die in der ägyptischen Epoche kulturbildend waren. Mit der Umwandlung und Umformung dieser Kräfte können wir erneut kulturbildend wirken.
Mit spirituellen Kräften können wir in dieser Industrieregion einen Widerpart zum Materialismus bilden und die Übermacht des Technisch-Ahrimanischen zurückdrängen. Im Verwandeln der hässlichen in eine schöne, geistvolle Umgebung - ganz im Sinne von Karl-Ernst Osthaus - können die Menschen und ihre Sozialverhältnisse an dieser Umgebung wieder gesund werden. Was zeigt uns die materielle Umgebung? Sie zeigt uns doch: Die Materie ist die äußere Offenbarung des Geistigen!
Diese Kontraste erlebbar zu machen, war auch ein Anliegen der IBA. Damit zog ein neuer Geist in das alte Industrierevier ein, ausgerechnet dort, wo die stillgelegten Bergwerke sich befinden, die erloschene Stahlöfen und Kokereien, die Abraumhalden und alten Schienenstränge, die Schrottplätze und die verlassenen und verfallenen Industriebauten und –brachen mit ihren vergifteten Böden. Aus dem materiellen Sterbeprozess keimt neues geistiges Leben: Auferstehungskräfte.
In der Auseinandersetzung mit den materiellen Erdenkräften und mit ihrer Verwandlung gewinnen wir ein neues Bewusstsein von uns selbst und unseren sozialen, kulturellen und spirituellen Gestaltungsaufgaben
Wir gewinnen zwar im Umgang mit dem Materiellen, mit dem erdhaft Festen unsere Sicherheit und unseren Halt im Erdenleben, umso fester in dem Umgang mit dem Eisen. Doch erst im Widerstand gegen das Materielle gewinnen wir ein neues Bewusstsein von uns selbst – und von unseren sozialen, kulturellen und spirituellen Gestaltungsaufgaben. Unsere gesamte Werkwelt und Wirkenswelt beruht auf dem Willen, den Erdenstoff der Schwere zu entreißen und ihn zu gestalten.
Liebe Anwesende, empfinden wir nicht deshalb hier im Ruhrgebiet die menschlichen Herausforderungen, die besonderen kulturellen und spirituellen Aufgaben, die sich für uns Zeitgenossen in unserer heutigen Zivilisation stellen? Werden uns hier nicht besondere Fähigkeiten und Taten abverlangt? Wir müssen hier in dieser Willensregion vom Denken und Fühlen auch ins Tun und Handeln kommen!
Bei seinem einzigen Vortrag im Kernraum des Ruhrgebietes, nämlich bei der Einweihung des anthroposophische Widar-Zweiges am 21. Dezember 1913 in Bochum, betonte Rudolf Steiner folgendes: „In so einer Region braucht es stärkere Kräfte in der Seele, um gegenüber dem äußeren Mechanismus, gegenüber der äußeren Materialität, Wärme und Innigkeit im Herzen zu erzeugen.“ Hier in dieser Gegend zeige sich mehr als anderswo die Bedeutung geistigen Lebens für die Entwicklung der Menschenseelen.
In anderem Zusammenhang sagte Rudolf Steiner einmal: „Das Geistige wird am ehesten von daher auftauchen, wo man es am allerwenigsten vermuten würde, nämlich von dort, wo die Menschen am allermeisten versklavt sind“. Dass die Menschen hier in den technisch-industriellen Arbeitsverhältnissen, in der Fließbandproduktion usw. besonders versklavt sind, daran dürften wohl kaum Zweifel bestehen. Das Geistige taucht also von hier auf!
Ich darf aber noch weiter aus dem Bochumer Zweig-Vortrag Rudolf Steiners zitieren: „Wir stehen wahrhaftig nicht in irgendetwas, was wir kritisierend, abfällig betrachten dürfen, wenn wir inmitten in einem Feld modernster materieller Tätigkeit stehen, denn wir stehen da vielmehr auf einem Gebiete, das uns gerade zeigt, wie es im späteren äußeren Erdenleben immer mehr und mehr werden muss.“ (...) „Mit Sehnsüchten nach alten Zeiten, in denen man gewissermaßen Wald und Wiese und das ursprüngliche Naturleben mehr um sich hatte als die Schornsteine der Gegenwart, würde man sich nur unverständig zeigen.“
Das Ruhrgebiet erlebt vorweggenommenes Erden- und Menschheitsschicksal als prägendes Merkmal einer modernen Mysterienstätte mit heilsamer Kräftewirkung
Das Ruhrgebiet durchlebt so etwas wie ein vorweggenommenes Schicksal des Erdenplaneten und der Menschheit, vorweggenommene Menschheits- und Weltgeschichte. Genau das ist prägendes Merkmal für eine moderne Mysterienstätte, für das öffentliche Mysterienwesen unserer Zeit. Hier spielt sich ein unerhörtes Stück Weltgeschichte ab.
Der Dichter Gerhard Hauptmann schien 1927 beim Anblick dieser Industrieregion etwas davon zu erahnen. Er sagte, wenn auch etwas pathetisch: „Ringsum Eisenwerke, mächtige Schmelzöfen, ein Volk von Schmieden gleichsam, deren ernstes Schicksal unlöslich mit Eisen und Feuer verschwistert ist. Der Ernst des Schicksals und die Macht, die sich in ihm gebiert, ist so majestätisch. Es wird Leute geben, die mit ihren platten Sinnen nichts Großes in diesen Hochöfen, Hütten und Bergwerken, Schornsteinen und Fabriksälen entdecken können. Aber die Größe ist da.“
Noch heute sind die Besucher des Ruhrgebietes fasziniert, wenn sie die Industriebauten, die Dinosaurier des Industriezeitalters in der Industriebrache der Emscherzone besichtigen, beispielsweise im Rahmen der „Tour de Ruhr“. Sie erleben Wirklichkeit gewordene technische Gedanken von Menschen, in Materie geronnenen Menschengeist in der äußere Umgebung, die sinnlich erfahrbare Äußerung des Inneren als erhabenes Erlebnis. ( Die Anthroposophen fühlen sich erinnert an die Stelle der „Geheimwissenschaft im Umriss“ von Rudolf Steiner, wo er in ähnlicher Weise den sogenannten „Jupiter-Zustand“ in der späteren Menschheitsentwicklung beschreibt, die Begegnung mit den eigenen technischen Gedanken in der Wirklichkeit gewordenen Außenwelt.)
Auch der Schriftsteller Siegfried Lenz und andere empfindsame Künstler entdeckten viel Geheimnisvolles und Merkwürdiges im Ruhrgebiet. Andere beschrieben den besonderen Menschenschlag im Ruhrgebiet mit seinen Wesenszügen, wie der Literaturnobelpreisträger Günter Grass oder der Ruhrgebiets-Schriftsteller Max von der Grün: Die im Ruhrgebiet Geborenen sind ja eine Mischung aus Rheinländern und Westfalen, mit rheinischem Frohsinn und westfälischer Bedächtigkeit. Den Westfalen sagt man ja noch Reste alten Hellsehens nach. Die Menschen empfindet man hier als offen und gesprächsbereit, unkompliziert, an Handfestem interessiert, tolerant und humorvoll sowie frei heraus mit ihrer Meinung, mit der frühen Fähigkeit zum Weltbürgertum.
Der Reiseschriftsteller Justus Gruner wies sogar schon 1802 in einer sehr frühen Anfangsphase der Industrielaisierung auf die heilsame Kräftewirkung des Ruhrgebietes hin, mit folgenden Worten: „Wem der Körper schmerzt und die Seele kränkelt, der reise nicht in Deutschlands glanzvolle und anmutige Bäder – auch nicht auf dem Postwagen. Er wandere vielmehr durch die reichen, frohen Fabrikgegenden im Bergisch-Märkischen. Hier an dem Anblick emsigen Fleißes und belohnender Genügsamkeit, der regen Wirksamkeit und des segnenden Reichtums – an der Fülle der Tätigkeit und Freude schöpfe er neues Leben und Frohsinn. Kräftig an Leib und Seele wird er heimkehren.“
Das waren also die heilsamen Anfänge der Industrialisierung, die anderen Regionen auf der Erde erst noch bevorstehen. Hier im Ruhrgebiet befinden wir uns längst in der nachindustriellen Ära. Da in Kürze mehr als 60% aller Menschen auf der Erde in industriellen Ballungsräumen und Megastädten leben werden, stellt sich früher oder später an allen Industriestandorten die auf die Zukunftsgestaltung ausgerichtete Gegenwartsaufgabe, nämlich der Rückbau von Industrialisierungsschäden als Voraussetzung für neue Entwicklungen, für das Entstehen urbaner Lebensfelder im künstlerischen und sozialen Lebenszusammenhang ganzer Stadt- und Industrielandschaften und Katastrophengebiete.
Die Erde ist ja inzwischen übersät mit solchen Katastrophengebieten, und täglich kommen neue hinzu. Wie gehen wir damit um? Wir haben es im Ruhrgebiet vorgelebt: Durch die IBA entstand in den Schmuddelecken des Ruhrgebietes, an den tristen Plätzen und Industriebrachen der Emscherzone, auf dem Niemandsland entlang der einbetonierten Emscherkloake neues Leben in ökologischer und kultureller Hinsicht. Hier weht ein neuer Geist!
Unternehmen Sie im Frühjahr dort eine Radtour entlang der Emscher von Dortmund nach Duisburg - mit wachen Sinnen – Sie werden ihn selber erleben: den Genius Loci des Ruhrgebietes! Selbst Haldenbauwerke, mit denen das Erdinnere aus 1000 m Tiefe auf die Tagesoberfläche gestülpt wurde, entwickelten sich zu Kunstobjekten und Landmarken mit geistigen Stützpunkten in der von Menschenhand verformten Landschaft, meist ohne kommerzielles Interesse. Neues Leben, Kultur und Natur, entstand auf Halden und Brachflächen und in alten Industriegebäuden und verlassenen Produktionshallen.
Von der Halde Erin zum Mechtenberg bis Schloß Cappenberg als spirituelle Orte: Neue lebensfördernde Vielfalt aus dem Absterbeprozess durch Verwandlung und Gestaltung in Natur, Umwelt und Kunst sowie im Menscheninneren zur geistigen Heilung der Erde
Wenn Sie die von Menschen aufgetürmten renaturierten Haldengipfel in der Emscherzone besteigen, wo vorher eine versumpfte Tiefebene war, so werden Sie bemerken, dass sich ihnen von dort oben ein ganz anderer geistiger Blick eröffnet als von natürlichen Hügeln in der Ruhrgebietslandschaft, wie man sie hier im Essener Süden vorfindet. Und auch die Natur aus zweiter und dritter Hand ermöglicht ein andersartiges Naturerleben.
Wir haben das vor 3 Jahren während einer Exkursion zur herbstlichen Michaelizeit von Bochum aus erleben können, wo ich eine Gruppe von Menschen auf die Halde Erin in Castrop-Rauxel mit ihrer großen Sonnenuhr führen durfte, von 4 Himmelsrichtungen aus, über Holz- und Eisenschwellen schreitend, die innere Sonnenkraft sowie die kosmische Sonne und das gespeicherte Sonnenlicht der Erdenkräfte erlebend. Gleich nebenan finden Sie dort in Castrop-Rauxel am alten Schacht Erin auch den keltischen Baumkreis (Erin ist ja der keltische Name für Irland). Sie haben sicher auch als Kind erlebt, wie die einzelnen Bäume als Individuen, ja, als beseelte Wesen empfunden werden – und als Quell der Inspiration sowie als künstlerisches Vorbild. Egal, wohin man auf der Welt kommt: Wenn man in einen Wald kommt, fühlt man sich zu Hause.
Oder gehen Sie an die Stadtgrenze zwischen Gelsenkirchen und Essen zum Mechtenberg, eine alte germanische Kultstätte, die durch Gestaltungsmaßnahmen der IBA mit sinnlichen Erlebnisqualitäten eine jahreszeitliche Metamorphose erlebbar macht. Es geht dabei um das Motiv der Verwandlung durch Gestaltung. Erholung und Kunst gehen hier eine Symbiose ein. Man schreitet durch Tore und über Schwellen in Meditationszonen hinein. Der Mechtenberg mit seiner Aussichtskuppe ist ein Ort mit besonderer Ausstrahlung, das habe ich selber schon vor 37 Jahren erlebt. Hier durfte ich Mitte der 60-er Jahre, als 14-jähriger Bergbau-Lehrling, vermessungstechnische Übungen durchführen.
Über das Vermessungswesen im Ruhrgebiet, die Markscheidekunst, erfahren Sie, dass früher die Schachtstandorte und Fördertürme nicht allein an den geologischen Gegebenheiten platziert worden sind, sondern überdies nach esoterischen Raumgesichtspunkten, ähnlich wie früher bei den Standorten der Kirchen und Burgen. Und alle zusammen bilden sie ein Netzwerk. Dieses Wissen, das schon damals bei den Templern gehütet wurde, ist heute verloren gegangen.
Der slowenische Künstler und Raumheiler Marco Pogadcznik, der ja kein Unbekannter ist und sich auch als ein anthroposophischer Pionier in Slowenien betätigt hat, hat sich in ähnlicher Weise mit Hilfe der Geomantie um geistige Heilung der Erde auch im Ruhrgebiet bemüht – am Schloß Cappenberg bei Lünen, während des erbitterten Streites um den unterirdischen Kohlenabbau – und zwar mit Steinsetzungen als Akkupunkturpunkte in bestimmten Kräftefeldern. Ähnliche Zeichen hatte ja der Künstler Joseph Beuys mit deinen Granitsteinen in die Stadtlandschaft von Kassel gesetzt.
Damit sind wir beim eigentlichen Thema, nämlich bei der Frage: Wie kann ein Gespür entwickelt werden für den Genius Loci des Ruhrgebietes und seine Spiritualität? Wie erspüren wir seine geistige Ausstrahlung und Begabung? Wie erkennen wir die habituelle Ausprägung und Beschaffenheit dieser Erdenregion mit ihren Kraftrichtungen, ihren Ätherkräften, ihre kristallisierten Raumgedanken, ihren raumprägenden und –füllenden Wesenheiten? Wie können wir die Äther- oder Bildekräfte, die geistig-seelischen Quellkräfte dieses Raumes aufspüren, wenngleich die Äthergeografie ein noch sehr wenig erforschtes Gebiet der Anthroposophie ist?
Erleben wir nicht das Ruhrgebiet als ein Kraftzentrum, ein Willenszentrum mit lebensfördernder Vielfalt – gegenwärtig allerdings im Sterbeprozess, aus dem neues Leben keimt aus Auferstehungskräften?
Die Befreiung der Erdenmaterie und der Natur durch spirituelle Arbeit, indem die äußeren Raumerlebnisse im Steinkohlenrevier über das innere Erleben die Willenskräfte zum zukunftsfähigen Handeln anspornen
Wie Rudolf Steiner in der anthroposophischen „Geheimwissenschaft im Umriss“ schildert, stand ja am Beginn der Erdenschöpfung das (geistige) Menschenwesen. Es entließ aus sich heraus die Tierwelt, die Pflanzenwelt und das Mineralreich – und damit auch die spätere Kohle als Pflanzenmineral. Wenn wir hinausgehen in die Natur, dann gehen wir deshalb über Menschliches, das in der Natur ausgebreitet ist. Mit diesem Bewusstsein gehen wir ehrfürchtiger auch durch die verformte Ruhrgebietslandschaft.
Wollen wir diese von Menschen geprägte Natur wieder beseelen und durchgeistigen sowie von dem Materialismus befreien durch unsere schöpferische, künstlerische Arbeit an der Erdenmaterie, dann müssen wir unseren durchgeistigten Willen mit der richtigen spirituellen Gesinnung auf diese unsere Arbeit richten. Es kommt also bei unseren Betrachtungen über den Genius des Ruhrgebietes und seine spirituellen Orte nicht allein darauf an, was wir an äußeren Raumerlebnissen hier im Ruhrgebiet vorfinden, sondern was dadurch an innerem Erleben in uns ausgelöst wird und was daraus an Willenskräften zum Handeln und Gestalten in dieser Erdenregion erwächst.
Die äußere Energie und die hier lagernden Energiequellen wie die segensreiche Kohle symbolisieren in gewisser Weise die innere Energie der hier lebenden Menschen in der Wechselwirkung mit den äußeren Energiepotentialen, als gestärkte Willenskräfte zum rechten Handeln. Wir dürfen also auch die Kohle in den Flözen des untertägigen Steinkohlenbergbaus, die ja von innen begehbar sind, nicht nur als etwas äußeres betrachten, sondern sollten darauf achten, was die Kohle als Qualität innerlich bei uns auslöst.
Wir können im Ruhrgebiet das Wesen des menschlichen Willens gewahr werden. Der physisch und fest gewordene Kohlenstoff, die mineralische Steinkohle, verkörpert den Willen, also die eigentlich formenden Erdenkräfte. Diese Erde zu formen und zu gestalten aus eigener Kraft, das ist unsere eigentliche Erdenaufgabe als Menschen, in Fortführung des Schöpfungswerkes – also nicht in allerlei Mystik und Esoterik im Sinne von New Age luziferisch herumzuschweben und damit die Zeit angenehm zu vertreten, sondern sich in den Dienst der Erden- und Menschheitsentwicklung zu stellen!
Hier im Ruhrgebiet stehen die inneren und äußeren Geschehnisse in besonders enger Wechselwirkung – nicht zuletzt deshalb, weil wir hier durch den Bergbau in die Erdentiefen eingedrungen sind (wenn auch nur in die Karbonschicht der Erdkruste), gewissermaßen unter die Haut der Erdoberfläche. Was aber unter die Haut geht, zeugt von Sensibilität und Empfindsamkeit. Die Haut kehrt das Allerinnerste nach außen, wie wir aus der Medizin und Psychosomatik wissen.
Das Gralsgeheimnis der Kohle: Der „Schwarze Diamant“ als Stein der Weisen verhilft zu geistigen Verwandlungskräften, die auch den Willen spirituell ergreifen
Mit diesem Hinweis kommen wir dem Genius des Ruhrgebietes ein Stück näher, dessen Entwicklungssubstanz die Steinkohle war, die schon im Jahre 1302 in einem schriftlichen Dokument in lateinischer Sprache nachgewiesen wurde. Jedoch nur in der räumlichen Anschauung des Ruhrgebietes mit seinen „Altären des Rauches“ (Rudolf Steiner) stecken zu bleiben, wäre eine materialistische Seelenverfassung.
Das bloße Studium der physischen Welt, alle mit dem technisch-industriellen Leben zusammenhängenden Erkenntnisse, sind für die geistige Welt wertlos und werden in der „Akasha-Chronik“ – so nennt man das spirituelle Erden- und Menschheitsgedächtnis - ausgelöscht. Allerdings gäbe es ohne die Kohle keine Akasha-Chronik, weil es der Kohlenstoff ist, der das Geistig-Seelische in allen Erdsubstanzen und Elementen bindet. Damit nähern wir uns dem Gralsgeheimnis der Kohle.
Wir wissen aus den geisteswissenschaftlichen Forschungen Rudolf Steiners, dass wir über die Wirksamkeit der Kohle im Erden- und Menschenleib während unserer gesamten irdischen Inkarnation mit der Geistseele des Christus verbunden sind, seitdem die Erde mit dem Ereignis von Golgatha zum Leib Christi geworden ist und die spirituelle Kraft des Christus den vom Sterbeprozess bedrohten Erdenäther durchdringt und verjüngt. Dessen wird in jeder Eucharistiefeier der christlichen Kirchen gedacht mit der Aufnahme der Hostie als „Leib Christi“, den wir uns einverleiben.
Der Kohlenstoff, den wir in uns tragen, veranlagt seitdem einen „Diamanten“ in uns, mit dem unser Geistig-Seelisches im Erdenleib festgehalten wird. Die Kohle wird laut Rudolf Steiner zum „Stein der Weisen“, vom schwarzen zum weißen Diamanten, wenn wir lernen, über unser kaltes intellektualistisches Verstandesdenken hinaus durch unser spirituell erwärmtes „Herzdenken“ die dadurch veränderten Atemprozesse gewissermaßen den Pflanzen anzugleichen, indem wir unseren spirituellen Leib allmählich aus Kohlensäure aufbauen wie die Pflanzen. Das setzt allerdings eine hohe moralische Entwicklung voraus.
Nur dort, wo das Materielle abstirbt, da wird der Geist geboren. Wo der Materialismus blüht und wächst, da wächst nicht der Geist und da gedeiht auch keine Spiritualität. Die schlimmen sozialen Verhältnisse und der Materialismus und Konkurrenzkampf im Wirtschaftsleben haben ja sehr viel zu tun mit dem gedanklichen Trennstrich zwischen Geist und Materie. Dieser muss bis in die räumliche Gestaltung und physische Materialität überwunden werden, und zwar durch geistige Verwandlungsprozesse, die auch den Willen geistig ergreifen, dies in besondere Maße hier in der Willensregion Ruhrgebiet, wo die Menschen „das Herz auf dem rechten Fleck“ tragen.
Die hier lebenden 5 Millionen Menschen können bestimmte geistig-seelische Erfahrungen und Entwicklungen eben nur in dieser Umgebung machen, darum sind sie alle hier. Sie müssen sich an der Materie wach reiben, so wie Sie auf Ihrem harten Stuhl beim Ausharren als Zuhörer dieses langen Vortrages. Die Raumeswirklichkeit gerade auch im Ruhrgebiet besteht überall im Wesenhaften, so dass sich hier die physischen Tatsachen wie Geistiges anschauen lassen, und dies besonders an den spirituellen Orten.
Das Ruhrgebiet als „Erdenwinterregion“ in Wechselwirkung mit den Elementarkräften aus den Erdentiefen als Voraussetzung für Spiritualität in einer industrialisierten Umgebung
Rudolf Steiner sprach hier im Ruhrgebiet 1913 von einer mit Telegraphendrähten und Rauch erfüllten Erdenatmosphäre, von einer rauchigen, trockenen und abstrakt-mechanisch gewordenen Zeit, ja, von einer öden Umgebung, in der die Sonnenkräfte unseres Herzens in den kalten „Erdenwinter“ hineinleuchten muss. Das Ruhrgebiet als eine „Erdenwinterregion“ – was meinte er damit?
Im Winter ist die hartgefrorene Erde vereint mit den Elementargeistern und –kräften der Natur, die im Sommer die Gesetzmäßigkeit des Kosmos, der Sonne und der Sterne aufgenommen haben. Nachdem diese Elementarwesen dann da unten die Gesetzmäßigkeiten der Erde aufgenommen haben, atmet die Erde im Frühling dann diese elementarischen Wesen wieder aus – insbesondere zur Karnevalszeit, der Hochzeit der Elementarwesen, die dann bis in das menschliche Wesen eindringen, um schließlich in der Frühlingszeit kraftvoll an der Wiederbelebung der Natur mitzuwirken. Diese Elementarwesen steigen in jedem Frühling wie aus einer Gruft heraus in die Atmosphäre hinauf, teilweise von tief unten aus der mineralischen Welt des Bergbaus heraus, um alljährlich im Herbst wieder in die Erdentiefe zurückzukehren.
Die inneren Kräfte der Menschenseelen waren vor dem Mysterium von Golgatha den äußeren elementarischen Geistern im Herbst und Winter immer ähnlicher geworden, wie wir von Rudolf Steiner wissen. In der physischen Welt, insbesondere in der industriellen materialistischen Umgebung, werden die zunehmend kranken Seelen der Menschen immer mehr verarmen und erkalten, wenn sie sich nicht dem spirituellen Leben zuwenden. Mit dem Christusereignis von Golgatha erfolgte für die Menschheit symbolisch der „Sieg der Sonne“, der Geistessonne über die Winterkräfte als Sieg des geistigen Lebens über den materiellen Tod.
Da trat eine „Weltenwinterwende“ ein, in der die geistige Christussonne für die ganze Erdenentwicklung das durchmachte, was die physische Sonne zur „Wintersonnenwende“ immer durchmacht. Die Christussonne brachte den Menschenseelen innerlich das, was die Sonne der absterbenden Erde an Wachstumskräften gibt. Dadurch wird uns Menschen eine neue innere Spiritualität ermöglicht, die sich nicht abstumpfen lässt im äußeren Mechanismus, im Materialismus der industrialisierten Erdenwelt.
Das also meinte Rudolf Steiner, als er bei der Einweihung des anthroposophischen Widar-Zweiges vor 90 Jahren in Bochum vom „Sonnengeistessieg in dieser Erdenwinterregion“ sprach. Und er sprach dies ganz bewusst im Widar-Zweig aus, der ja eine ganz besondere Bedeutung für das Ruhrgebiet hat. Wird also das Ruhrgebiet – als ein besonders strapaziertes Stück des Erdenraumes - unser Lehrmeister für den dringend notwendigen Heilungsprozess der Erde, die ja der geschundene Leib Christi ist? Wie kann das Ruhrgebiet mit seinen Ruhrgebietsmenschen und deren kulturellen und künstlerischen sowie ökologischen Aktivitäten zu einer Verkörperungsstätte für höhere geistige Wesen gepflegt, vorbereitet und ausgestaltet werden?
Gelingt es uns im Ruhrgebiet, diese hässliche, „dämonische“ Umgebung in eine schöne, geistvolle, künstlerisch und spirituell durchdrungene Umgebung zu verwandeln, bis hinein in die sichtbare Gestaltung des Physisch-Materiellen? Ich erinnere noch mal an das Anliegen von Karl-Ernst Osthaus aus Hagen, dem Begründer des Folkwang-Museums, der ja genau dieses anstrebte mit seinem künstlerischen Impuls im Ruhrgebiet.
Das Ruhrgebiet als vorbildhafter Mysterienort mit Durchdringung physischer Gegenstände und geistiger Ereignisse zur Vorwegnahme von Zukunftsentwicklung
Es ist ja immer kennzeichnend für ein Gralsgeschehen, wenn physische Gegenstände und geistige Ereignisse ineinander verwoben sind. Wie kann in diesem Sinne das Ruhrgebiet mit seiner lebensfördernden Vielfalt insoweit zu einem modernen Mysterienort werden, als hier auch weiterhin Zukunftsentwicklung vorweggenommen wird, mit Vorbildfunktion für diejenigen Menschen, denen der Industrialisierungsprozess erst noch bevorsteht, z.B. an den neu entstehenden expandierenden Wirtschaftsstandorten Europas und in der Dritten Welt, die sich ja in einem verhängnisvollen Standortkonkurrenzkampf befinden?
Können wir Ruhrgebietsbewohner von hier aus aufzeigen und vorleben, dass im weltweiten Wirtschaftsleben nicht Konkurrenz, sondern Kooperation Not tut? Wir könnten es auch Brüderlichkeit oder Geschwisterlichkeit nennen, das notwendige Teilen der gemeinsamen Ressourcen auf unserer gemeinsam Erde als gefährdeter Lebensort. Und wie können wir in dieser Region der Arbeit verdeutlichen, wie die Funktion der Arbeit und der Arbeitsteilung mit dem ganzen sozialen Organismus zusammenhängt, mit der Kulturentwicklung der Menschheit?
Der erste Schritt zur Heilung der zerstörten Erde und zur Wiederbelebung der natürlichen Erdenordnung ist das Herstellen und Vorleben einer neuen zukunftsfähigen sozialen Ordnung, und zwar im Sinne der sozialen Dreigliederung, indem die krank machende Verschmelzung und Vermischung der drei sozialen Einzelorgane - des politischen Rechtslebens, des künftig selbstverwalteten assoziativen Wirtschaftslebens und des freien Kultur- und Geisteslebens – unterbleibt zugunsten eines gesunden Gesamtorganismus im getrennten Zusammenspiel der Einzelorgane. Die Wirtschaft kann sich nicht der Gesetzgebung bemächtigen, Staat und Wirtschaft können nicht die Inhalte der Kulturarbeit vorgeben usw.
Die sozialen und die ökologischen Überlebensfragen sind unlösbar miteinander verknüpft, wenn wir die Notwendigkeiten einer nachhaltigen Zukunftsentwicklung erkennen wollen. Auch die soziale und bauliche Ordnung bedingen einander. Die gebaute Umwelt prägt überdies das Sozialverhalten ihrer Bewohner und Nutzer. Neben den ökologischen Modellvorhaben im Ruhrgebiet brauchen wir auch soziale Modellvorhaben und Modelle assoziativer Wirtschaft im Zusammenwirken zwischen Produzenten, Händlern und Verbrauchern. Ich erwähne beispielhaft das geplante lokale Agenda-21-Projekt Projekt des Ökozentrums und ethischen Dienstleistungszentrums im Haus der Alten Feuerwache in Recklinghausen. Solche Modelle und Einrichtungen sozialer, ökonomischer und ökologischer Nachhaltigkeit werden zu spirituellen Orten der Zukunft!
Vielleicht müssen wir ja die dichtbesiedelten Städte im Ruhrgebiet und in anderen Ballungsräumen etwas entvölkern, um die ländlichen Räume mehr zu bevölkern und landwirtschaftlich zu pflegen und zu heilen? Vor dem Hintergrund der Ernährungskrise mit dem zweifelhaften Genuss toter statt lebendiger Nahrung brauchen wir ein neues Verhältnis von Stadt und Land. Hier in der Durchdringung von Stadtkultur und Dorfkultur im Ruhrgebiet können wir Erfahrungen weitergeben. Die soziale Frage ist vor allem eine regionale Frage: je mehr wir uns globalisieren, umso mehr müssen wir regional Handeln in unseren Verantwortungsgemeinschaften. Global denken, aber regional und lokal handeln – das ist zukunftsweisend für das weltoffene Ruhrgebiet! Wie sieht also das Leitbild für die Zukunft des Ruhrgebietes aus?
Die Zukunft des Ruhrgebietes liegt nicht im nostalgischen Aufbau einer industriellen Museumslandschaft. Wir dürfen hier im Ruhrgebiet nicht in die Vergangenheit, in die Historie starren, in die Wachstumskräfte der Vergangenheit und dem Rückzug des Bergbaus nachtrauern. Vielmehr bietet diese Region Chancen, neue Fähigkeiten zu entwickeln, die für die Zukunft benötigt werden. Der Wille ist in die Zukunft gerichtet. Und eiserner Wille ist ja erforderlich, wollen wir in die soziale Gestaltung eindringen und an der Wirklichkeit eines gesunden sozialen Lebens mitwirken.
Die Symbolkraft des Eisens im Ruhrgebiet und die willensstärkenden realen Kräfte des Eisens in den regionalen, menschlichen und kosmischen Lebensprozessen
Was symbolisiert für uns das Eisen im Ruhrgebiet und woher rühren hier die eisernen Willenskräfte? Das irdische Eisen aus der Erdentiefe, das als Eisenerz mit Hilfe der Kohle aus dem Ruhrgebiet in den Hochöfen geschmolzen und dann geschmiedet wird, produziert im Hochofen Schlacke als Verbrennungsrückstände – ähnlich wie im menschlichen Stoffwechselprozess. Mit der Kraft des Feuers, der freigewordenen Sonnenenergie, die in dem Brennstoff Kohle gespeichert war, sind viele Menschen im Ruhrgebiet groß geworden, zum Beispiel beim nächtlichen Anblick der Hochöfen. Man spürte geradezu das Eisen und den Stoffwechselprozess in sich, in dieser eisenhaltigen Ruhrgebietsatmosphäre.
Das Eisen im menschlichen Blut wiederum ist die Grundlage dafür, unser ICH-Bewusstsein im Leben zu verankern. Wir werden schlaff und willenlos, wenn es am Eisen im Blut mangelt. Dann gibt es noch als drittes das kosmische, das meteorische Eisen, das aus dem Weltall auf uns einströmt und uns befeuert, wie Rudolf Steiner in seiner Michael-Imagination für die Herbstzeit darstellt.
In der Verbindung von kosmischem und irdischem Eisen nehmen wir den Zusammenfluss des kosmischen (göttlichen) Willens in das irdische Geschehen hinein wahr. Dadurch verändern sich die Ätherkräfte. Hier knüpfen ich an das vorhin angedeutete Gralsgeheimnis an: Mit dem ätherisierten Blut des Christus im Gralskelch wurden der gesamten Erde Erneuerungskräfte geschenkt, indem der Christus die Ätherkräfte der absterbenden Erde erneuert und mit ihm die christlich handelnden Menschen.
Wir können als Menschen an der Verwandlung des Ätherischen nämlich mitwirken, wenn wir die spezifischen Ätherkräfte dieser Ruhrgebietsregion aufspüren, nicht zuletzt an den spirituellen Orten. Damit nähern wir uns dem Genius des Ruhrgebietes und seiner Spiritualität, deren Träger wir selber sind. Wir müssen also gerade im Ruhrgebiet wach werden für das Geistige in uns und um uns herum bei allen Taten und Handlungen.
Trotz geistiger oder spiritueller Sehnsüchte im tiefsten Inneren sind ja viele Menschen heute noch schlafend vor allem gegenüber den sozialen und kulturellen Notwendigkeiten. Bei den ökologischen Notwendigkeiten „ist der Geist zwar willig, aber das Fleisch ist schwach“, d.h. es wird nicht den Erkenntnissen gemäß auch konsequent gehandelt durch Veränderung der Lebensstile, des Mobilitäts- und Konsumverhaltens usw. Man könnte diese Willensschwäche im übertragenen Sinne als Eisenmangel bezeichnen.
Es geht also in dieser alten Industrieregion nicht um Nostalgie, um Sozial- oder Industrieromantik oder Lokalpatriotismus, um das nochmals zu betonen. Dieses Industrierevier hat seine Phase der Kohlenförderung und der Eisen- und Stahlverarbeitung längst hinter sich und baut schon einen neue Zukunft auf. Die soziale Zukunftsfrage des 21. Jahrhunderts ist aber nicht die Erfolgsfrage nach dem Sieg der im Konkurrenzkampf „erfolgreichen“ neoliberalen Ökonomie, die absehbar scheitern wird, sondern die Frage nach der Spiritualität und Sozialität der Menschen.
Wir müssen in dieser Region lernen und arbeiten, uneigennützig arbeiten und lernen um Willensimpulse für eine Umgestaltung und Fortentwicklung der menschlichen Gesellschaft und ihrer Megastädte und Ballungsräume im nachindustriellen Zeitalter einbringen zu können, erst recht für die Heilung und Gesundung der sozialen und räumlichen Erdenverhältnisse in den dichtbebauten und eng bewohnten Ballungsräumen. Das sind ja hier, wie gesagt, karmische Schicksalsschauplätze für Millionen Menschenwesen in diesem eisenhaltigen Kernraum Europas.
Darum hatte Rudolf Steiner seine vorhin zitierten Aussagen ganz bewusst hier im Ruhrgebiet getätigt und ganz bewusst im anthroposophischen Widar-Zweig. Widar, der Sohn Odins aus der Merkurströmung gilt als der führende Gott der neuen Welt nach der Götterdämmerung und als Metamorphose des Erzengel Michael. Was es mit ihm auf sich hat für die Entwicklung des Ruhrgebietes, versuche ich zu verdeutlichen.
Geistige Strömungen bedienen sich innerer Kräfte der Erde, um heilende und ausgleichende Zukunftskräfte an die Menschen heranzubringen
Man unterteilt ja die Erdenentwicklung in die Merkurhälfte nach Christi Geburt und in die Marshälfte vor Christi Geburt. Der Mars-Einfluss war also maßgebend für die erste Entwicklungshälfte mit dem Verdichtungs-, Erstarrungs- und Erkaltungsvorgang, also für den Abstieg. Er hat aber der Erde das Eisen gegeben, als Möglichkeit für seelisches Leben überhaupt. Das Mars-Eisen wirkt in der Sauerstoff-Atmung des Menschen; es ist an das eisenhaltige rote Blut gebunden. Im Kriegsgott Mars ist die kämpferische Willenskraft versinnbildlicht.
Der Merkur-Einfluss macht die Menschen immer freier und unabhängiger. Er steht in der zweiten Erdenhälfte für Wiedererwärmung, Wiederbeweglichkeit, als Zukunftsperspektive, für Aufstieg, sofern man den Christus-Impuls spirituell ergriffen hat. Das Merkurielle ist erlebbar im flüssigen Metall, dem Quecksilber. Merkur verkörpert ein fließendes, verbindendes Element, z.B. in den Flüssigkeitskreisläufen des Menschen oder der Atmung. Merkur gilt als Götterbote zwischen Himmel und Erde, auch der Gott des Handels, der sich insbesondere in der frühlingshaften Osterzeit offenbart.
Im Ruhrgebiet sind beide Kräfteströmungen wirksam, letztere verkörpert durch Widar als Repräsentant einer michaelischen Nebenströmung, mit heilenden Frühlingskräften. (Nach dem beschriebenen Erdenwinter im Ruhrgebiet muss ja der Frühling folgen.) Widar verfügt über die Kraft zur freien Entschlussfähigkeit zur Arbeit. Es sind göttliche Kräfte. Deren Anwendung in der Arbeit auf Erden ist Gottesdienst.
Dieser Dienst an der Erde ermöglicht die Auferstehung des christlichen Bewusstseins zur erfolgten Jahrhundertwende, bis hin zur spirituellen Fähigkeit, die Erscheinung des ätherischen Christus in der Gestalt eines Engels wahrzunehmen. Diese Gestalt kann in jeder Menschenbegegnung und –gemeinschaft anwesend sein, insbesondere bei sozial gesinnten und tätigen Menschen. Eigentlich sollte das ätheische Christus-Erkennen schon im abgelaufenen Jahrhundert stattfinden. Das neue 21. Jahrhundert sollte schon längst aus der Erkenntnisfähigkeit heraus zu sozialen Handlungen der Menschen führen – wir erleben aber eher das Gegenteil, weil es an spirituellen Kräften mangelt. Vielleicht hilft er uns wieder hier im Ruhrgebiet auf die Sprünge, wenn wir selber etwa dazu beitragen?
Der Name Widar möge verheißungsvoll sein, sagte Rudolf Steiner bei der Einweihung des anthroposophischen Zweiges in Bochum am 21. Dezember 1913 – und zwar deshalb verheißungsvoll, weil uns Widar verjüngende Kräfte bringen kann in dieser alten Industrieregion, mit der geistigen Liebe zur Arbeit. Er wird seine Mission nicht erst in nächster Zeit erhalten, denn diese Zukunft gilt es jetzt durch uns vorzubereiten, in der Zeit des Sozialabbaus unter dem Deckmantel von Sozialreformen anstelle von Innovation aus spirituellen Quellen und Fähigkeiten, gestärkt an unseren spirituellen Orten im Ruhrgebiet.
Widar sucht Menschen nicht zuletzt hier im Ruhrgebiet, die bereits sind, sich im sozialen Leben an die allerschwersten Kämpfe heranzuwagen, so drückte es der verstorbene holländische Antroposoph Bernhard Livegoed in einem Buch aus. Gelingt uns das hier im Ruhrgebiet, dann brauchen wir wahrlich nicht länger nach dem Genius des Ruhrgebiets suchen, dann haben wir ihn bereits gefunden und ergriffen, ja, dann sind wir von ihm spirituell durchdrungen.
Dann sind wir genauso fündig geworden wie der kleine Hirtenjunge, der Schweinehirt aus der Ruhrgebiets-Sage, der im Muttental den glühenden schwarzen Stein gefunden hat, die erste Steinkohle im Ruhrgebiet, den Stein der Weisen, das Symbol des durchgeistigten Willens. Damit hat er uns eine riesige Entwicklungsaufgabe und Chance beschert, die wir nun nach Abschluss der Kohlenförderung in diesem spirituell geprägten und durchdrungenen Raum inmitten von Europa zu lösen haben.
Dabei hilft uns in dieser modernen Mysterienstätte der Genius des Ruhrgebietes – denn er ist der spiritualisierte Wille in seiner Vielfalt und Differenziertheit, wie er uns in dieser faszinierenden alten Industrieregion mit der dichten multikulturellen Menschenansammlung auf Schritt und Tritt begegnet. Wir gestalten mit ihm und durch ihn die Zukunft, in spiritueller Gesinnung, bis das gesamte Ruhrgebiet ein spiritueller Ort mit spirituellen Menschen wird, die sich der Heilung der Erde verschrieben haben. Um diese Menschheitsaufgaben zu lösen und daran tatkräftig mitzuarbeiten, führte uns der Schicksals- und Gralsweg gemeinsam ins Ruhrgebiet – damit der Einzelwille zum Gemeinschaftswillen zusammenfließt.