Wilhelm Neurohr

"Solidarität und Demokratie" (Seminar)

Demokratie und Solidarität ist das Motto der Bildungstage 2021. Die Pandemie hat die Gesellschaft extrem gefordert und gleichzeitig offen gelegt, in welchen Bereichen Schwächen bestehen. Wie beispielsweise im profitorientierten Gesundheitssystem, aber auch in der Pflege und im über Jahrzehnte vernachlässigten Bildungssystem. Diese und viele andere Umstände können zu gesellschaftlichen Verwerfungen führen, sicher ist, dass sie Ungleichheiten verschärfen und über Jahre zementieren können.
Es gab diesen Ruf nach Solidarität und Zusammenhalt in der Pandemie, doch was ist daraus geworden? Was hat sich für all jene, die am stärksten betroffen waren und immer noch sind, seither verändert?

In der inzwischen dritten Bildungswoche fragen wir uns: Was meint wirkliche Solidarität in der Demokratie, von wem geht sie aus und wie kann sie gestaltet werden?

Solidarität, das heißt füreinander einzustehen und Einander zu helfen. Auf Augenhöhe unter Gleichen. Solidarität hat eine lange Geschichte und in dieser ist sie in den unterschiedlichsten Formen zum Tragen gekommen. Fast immer ging es um den Kampf gegen Ausbeutung oder politische Unterdrückung. Und es ging dabei in der Regel um das Erringen und die Manifestation von Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit.
Die heutige Demokratie ist insofern in gewisser Weise eine Annäherung an diese Manifestation von zumindest verfassungsrechtlich zugesichertem Recht auf Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit. Wie sieht es damit aber in der bundesrepublikanischen Demokratie aus? Wie gleich und gerecht behandeln wir -nicht nur, aber besonders- in der Pandemie Menschen mit Fluchterfahrung? Geflüchtete sind noch stärker polizeilichen Kontrollen ausgesetzt, Test- und Impfkapazitäten in Asylbewerberunterkünften sind kaum ein Thema, wenn denn überhaupt existent.

Der Pflegenotstand, seit vielen Jahren thematisiert, führt zu dramatischen Arbeitsbedingungen in Krankenhäusern und Altenpflegeinrichtungen, bislang dennoch nicht zu den nötigen Lohnerhöhungen und Konzepten zur Aufstockung von Pflegepersonal und Ausbildungskapazitäten. Menschen mit geringem Einkommen sind noch immer besonders hart betroffen, da sie keine Rücklagen haben und wenig Aussicht auf Beschäftigung. Nicht einmal mehr in ohnehin schlecht bezahlten saisonalen Jobs, die wegen der Pandemie erst einmal komplett wegfielen . Kurzarbeitergeld gab es für diese Beschäftigungen nicht. Diese Liste ist verlängerbar.

Die Frage aber bleibt, wie kann eine Demokratie eine wirklich solidarische sein und bleiben, welches Wissen, welches Verständnis von Solidarität und Demokratie braucht es, um dauerhaft soziale Sicherheit zu gewährleisten, Gerechtigkeit und Freiheit für alle durchzusetzen.

Die Bildungswoche «Solidarität und Demokratie» kann diese Fragen nicht beantworten, sie möchte jedoch sensibilisieren und kritisches Reflektieren zu diesen Themen stärken. Mit Seminarangeboten zu «Solidarischem Handeln»; «Was ist Demokratie»; «Dialog mit Andersdenkenden» und zum Thema Klassismus sollen Handlungs- und Reflexionsräume eröffnet werden, die den Teilnehmenden Austausch und Kompetenzerweiterungen bieten.
Es geht vor allem um weitere Handlungsoptionen in der politischen Auseinandersetzung.

Die Bildungswoche «Solidarität und Demokratie» ist ein Kooperationsprojekt der Landesstiftung Thüringen und der Rosa Luxemburg Stiftung in Berlin.
Der überwiegende Teil der Seminare und Veranstaltungen wird digital durchgeführt.

Programm:

Donnerstag, 9. September

Freitag, 10. September

Samstag, 11. September

  • 10:00 - 15:00 Uhr «Dialog mit Andersdenkenden» mit Jochen Hiester und Sophia Kumpmann
  • 10:00 - 15:00 Uhr «Alle im Blick - Seminare (Online) solidarisch gestalten» mit Lara Benteler, Lydia Letsch und Esther Binne
  • 10.00 - 18.00 Uhr «Agilität - eine Annhäherung von Links?» Online-Workshop mit Ronald Höhner

Sonntag, 12. September


Anmeldeinformationen zu den einzelnen Online-Seminaren finden sich auf den jeweiligen Detailseiten. Fragen und weitere Informationen unter: bildungswoche@rosalux.org

Kontakt

Ramona Hering

Referentin für Kritische Politische Bildung, Rosa-Luxemburg-Stiftung

E-Mail: ramona.hering@rosalux.org

Telefon: +49 30 44310417