Wilhelm Neurohr

20. September 2021: Weltkindertag - Kinderrechte jetzt!

Die Welt steht im Jahr 2021 vor enormen Herausforderungen. Der Klimawandel, wachsende Armut und die gravierenden Auswirkungen der Covid-19-Pandemie bedrohen das Leben und die Zukunft besonders der jungen Generation. Umso wichtiger ist es, zum diesjährigen Weltkindertag – wenige Tage vor der Bundestagswahl – auf die Situation der Kinder und Jugendlichen aufmerksam zu machen und ihre Anliegen und Bedürfnisse in den Mittelpunkt zu stellen. Mit der Kreide-Mal-Aktion „Kinder erobern die Straßen“ bringen junge Menschen zum Ausdruck, worauf es jetzt für sie ankommt. Das Motto des diesjährigen Weltkindertags am 20. September 2021 lautet „Kinderrechte jetzt!“.

Jedes Jahr am 20. September feiern wir in Deutschland Welt­kin­der­tag. Der Weltkindertag geht zurück auf eine Resolution der UNO-Vollversammlung von 1954. Dieser besondere Tag soll auf die speziellen Rechte der Kinder aufmerksam machen und Kinder mit ihren individuellen Be­dürf­nis­sen in den Fokus rücken. In diesem Jahr steht der Weltkindertag unter dem Motto Kinderrechte jetzt! Das Deutsche Kinderhilfswerk und UNICEF Deutschland unterstreichen damit im Wahljahr, dass es dringend an der Zeit ist, die Kinderrechte im Grundgesetz zu verankern und damit die Weichen für ein kinderfreundlicheres Deutschland zu stellen.

Gerade während der Covid-19-Pandemie wurde deutlich, dass Kinder kaum gehört und ihre Belange häufig hintenangestellt wurden. Das Bundeskabinett hat im Januar einen Formulierungsvorschlag für eine Ergänzung im Grundgesetz verabschiedet, der in den kommenden Monaten diskutiert wird. Dieser ist aus der Sicht von UNICEF Deutschland und dem Deutschen Kinderhilfswerk jedoch noch unzureichend. Hier braucht es auch eine breite Beteiligung der Zivilgesellschaft, damit die in den letzten Jahren erarbeiteten fachlichen Standards angemessen Berücksichtigung finden.

Zum Weltkindertag am 20. September 2021 machen bundesweit zahlreiche Initiativen mit lokalen Demonstrationen, Festen und anderen Veranstaltungen auf die Situation der Kinder aufmerksam. In Berlin und Köln sind für Sonntag, den 19. September 2021, die beiden zentralen Aktionen geplant.

MITMACH-AKTION "KINDER EROBERN DIE STRASSEN"

Auch in diesem Jahr ruft UNICEF Kinder und Familien aus ganz Deutschland dazu auf, mit bunten Kreidebildern Straßen und Plätze zu erobern und sich so für die Belange und Rechte der Kinder starkzumachen. Gemeinsam soll damit ei n zeichen gesetzt werden, dass es dringend an der Zeit ist, die Kinderrechte umzusetzen und eine gerechte und nachhaltige Welt zu schaffen. Denn eine Stadt, ein Land und eine Welt mit Zukunft braucht die Verwirklichung der Kinderrechte jetzt!

"Wie soll die Welt aussehen, in der Kinder und Jugendliche in Zukunft leben wollen? Was muss sich für junge Menschen ändern, damit sie gut und sicher aufwachsen können? Welche Vorstellungen und Ideen haben sie, um die eigene Straße, den Heimatort oder die Welt zu einem besseren Ort für Kinder zu machen? Das wollen wir von denen hören, die es am besten wissen – nämlich den Kindern und Jugendlichen selbst. Und wir wollen es vor allem sehen! Gemeinsam mit zahlreichen Kommunen und Partnern startet UNICEF Deutschland deshalb am 20. September wieder die kreative Mitmach-Aktion „Kinder erobern die Straßen“, an der sich jedes Kind und jede Familie aus ganz Deutschland beteiligen kann. Kinder und Jugendliche haben ein Recht darauf, mitzuentscheiden, wenn es um ihr Leben und ihre Zukunft geht. Trotzdem werden sie meist kaum gehört und ihre Belange immer wieder hintenangestellt. Zum Weltkindertag 2021 rufen wir alle Kinder und ihre Eltern dazu auf, sich mit bunten Kreidebildern für die Belange und Rechte der Kinder starkzumachen. Mit den Zeichnungen auf Straßen, auf Bürgersteigen und in Garageneinfahrten könnt ihr eure Anliegen, Wünsche, Ideen und Vorstellungen künstlerisch zum Ausdruck bringen."

  • Klimawandel, wachsende Armut & die Auswirkungen der Covid19-Pandemie stellen Kinder vor große Herausforderungen. Es ist wichtiger denn je, auf ihre Situation aufmerksam zu machen und gemeinsam Antworten zu finden.
  • Starke Aktion für Kinder und ihre Rechte im Straßenverkehr von @KinderaufsRad an diesem Wochenende in 130 Städten. Für mehr Sicherheit auf den Straßen!
  • Die Stimme der Kinder muss gehört werden. Kinder sollten mitgestalten können und beteiligt werden!
  • Kinderrechte stärken heißt: Kinder ernst nehmen und sie in allen sie betreffenden Angelegenheiten aktiv miteinbeziehen!
  • «Kinder müssen zu Mitgestaltern unserer Zukunft werden», sagt Künstler

Berites vor 5 jahren erklärte die NRW-Jugendmnisterin Kampmann:

„Kinderrechte sind in Deutschland noch nicht genügend gesetzlich geschützt“, erklärt Kinder- und Jugendministerin Christina Kampmann anlässlich des heutigen Weltkindertages, der unter dem Motto „Kindern ein Zuhause geben“ steht. Dass Menschen unter 18 Jahren ein Recht auf Schutz und Fürsorge haben, regelt bereits die Charta der Grundrechte der Europäischen Union. Ebenso wie den Anspruch von Kindern auf regelmäßige persönliche Beziehungen und direkten Kontakt zu beiden Elternteilen. „Dennoch wäre es gut, wenn Kinderrechte im Grundgesetz verankert würden. So könnte die Situation von Kindern und Jugendlichen weiter verbessert werden“..

2,2 Millionen Kinder unter 14 Jahren leben zurzeit in Nordrhein-Westfalen. Und die Zahl nahm zuletzt sogar zu. Weil wieder mehr Kinder geboren werden, aber auch weil unter den ins Land gekommenen Flüchtlingen viele Kinder sind. Auch sie haben einen Anspruch auf Schutz und Fürsorge, auf einen Platz in einer Kindertageseinrichtung sowie auf Schulbildung. Vor allem aber haben sie ein Recht darauf, Kind sein zu dürfen. Kinder- und Jugendministerin Kampmann unterstützt deshalb das bundesweite Engagement gegen Kinderehen, also gegen die Verheiratung von zum Teil unter 16-jährigen Mädchen wie sie unter Flüchtlingen vorkommt. Auf Initiative unter anderem von Nordrhein-Westfalen überprüft eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe rechtliche Regelungen, die Kinderehen in Deutschland als Straftatbestand erfassen soll.

Kinderarmut: Eine unbearbeitete Großbaustelle

Seit Jahren ist Kinderarmut eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen in Deutschland. Eine neue Analyse der bertelsmann-Stiftung zeigt, dass es im bundesweiten Durchschnitt keine grundlegende Verbesserung gab. Die Corona-Krise droht das Problem der Kinderarmut zu verschärfen.

Nach wie vor überschattet Armut den Alltag von mehr als einem Fünftel aller Kinder in Deutschland. Das sind 21,3 Prozent bzw. 2,8 Mio. Kinder und Jugendliche unter 18, die oft viele Jahre ihrer Kindheit von Armut bedroht sind. Das ist das Ergebnis eines kombinierten Messansatzes, der sowohl die Armutsgefährdungsquote als auch Kinder im Grundsicherungsbezug berücksichtigt. Die Kinder- und Jugendarmut bleibt trotz der vor der Corona-Krise jahrelang guten wirtschaftlicher Entwicklung ein ungelöstes strukturelles Problem in Deutschland. Damit verbunden sind erhebliche Folgen für das Aufwachsen, das Wohlbefinden, die Bildung und die Zukunftschancen der Kinder.

Wirft man alleine einen Blick auf die Kinder, die Grundsicherung (SGB II/Hartz IV) beziehen (das sind bundesweit 13,8%), können auch regionale Entwicklungen der Kinderarmut aufgezeigt werden. Demnach haben sich etwa in Ostdeutschland Verbesserungen eingestellt. Waren dort 2014 noch 22,1 Prozent der Kinder und Jugendlichen im Grundsicherungsbezug, sind dies 2019 nur noch 16,9 Prozent. In Westdeutschland stagniert die SGB II-Quote von Kindern hingegen bei 13 Prozent. Auf Kreisebene leben in einigen Kreisen bzw. Städten bis zu 40 Prozent der Kinder im Grundsicherungsbezug, in anderen sind es nur 2 Prozent. Die materielle Versorgung von Kindern in der Grundsicherung hat sich in den letzten fünf Jahren etwas verbessert – der relative Unterschied zu Kindern in gesicherten Verhältnissen ist jedoch bestehen geblieben. Insbesondere in den Bereichen Mobilität, Freizeit und soziale Teilhabe sind Familien im SGB II-Bezug teils erheblich unterversorgt. Diese Erkenntnisse zeigt ein aktuelles Factsheet der Bertelsmann Stiftung zu Kinderarmut in Deutschland, das unter anderem auf aktuellen Auswertungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) basiert.

Corona-Krise verschärft die Situation armer Kinder

Die Eltern der benachteiligten Kinder und Jugendlichen trifft die Corona-Krise besonders hart: Sie arbeiten häufiger in Teilzeit oder als Minijobber und gehören deswegen zu der Gruppe, die als erste ihre Jobs verlieren oder nur vergleichsweise wenig beziehungsweise gar kein Kurzarbeitergeld erhalten.

Laut unserem Vorstand Jörg Dräger drohen viele arme Kinder "durchs Raster zu fallen". Zahlreiche außerhäusliche Unterstützungsangebote staatlicher oder zivilgesellschaftlicher Natur konnten während des Corona-Lockdowns nicht fortgesetzt werden – mit Folgen für die bedürftigsten Kinder und Jugendlichen. Auch beim Homeschooling sind Kinder aus armen Verhältnissen benachteiligt, verfügen sie doch seltener über die notwendige technische Ausstattung und haben zum Teil auch keine Rückzugsräume zum ungestörten Lernen. 24 Prozent der Kinder im Grundsicherungsbezug haben keinen internetfähigen PC im Haushalt, 13 Prozent keinen ruhigen Platz zum Lernen. Fast die Hälfte der Kinder wohnt in einer Wohnung, in der nicht ausreichend Zimmer zur Verfügung stehen. Insgesamt kritisiert Dräger die zu geringen Anstrengungen der Politik, um Kinderarmut zu reduzieren: "Die Politik tut zu wenig, um Kindern Armut zu ersparen. Gerade die Corona-Krise droht die Situation noch zu verschärfen. Die Politik muss jetzt handeln!"

https://www.weltkindertag.de/

https://www.unicef.de/informieren/ueber-uns/fuer-kinderrechte/weltkindertag

https://www.land.nrw/de/pressemitteilung/weltkindertag-ministerin-kampmann-macht-sich-fuer-im-grundgesetz-verankerte

https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/themen/aktuelle-meldungen/2020/juli/kinderarmut-eine-unbearbeitete-grossbaustelle