Wilhelm Neurohr

Oxfam-Bericht über soziale Folgen der Corona-Pandemie

Corona hat weltweit 200 Mio. Menschen in Armut gestürzt – und gleichzeitig Milliardäre um 20% reicher gemacht

Infolge der Corona-Pandemie sind weltweit 100 bis 200 Mio. Menschen in zusätzliche Armut gestürzt und müssen mit weniger als 5,- € pro Tag auskommen. Demgegenüber ist das Vermögen der Milliardäre im Corona-Jahr 2020 um 20% gewachsen, dank steigender Aktienkurse an den Börsen. Dies ist dem aktuellen Oxfam-Report unter dem Titel „Das Ungleichheits-Virus“ zu entnehmen, mit Berechnungen auf der Basis von Weltbank-Daten etc. und nach Befragung von Ökonomen aus 80 Staaten.

Damit droht erstmals seit über einem Jahrhundert die Kluft zwischen Arm und Reich in fast allen Ländern der Welt gleichzeitig anzusteigen als Auswirkung der Corona-Pandemie. Demgegenüber haben die zehn reichsten Milliardäre der Welt seit Februar 2019 als Krisen-Profiteure ihr Vermögen trotz Pandemie um fast eine halbe Billion US-Dollar steigern können - auf über 1,1 Billionen. (Von dem Gewinn könnte man Covid-Impfungen für die gesamte Menschheit bezahlen, die insgesamt 130 Mrd.€ kosten würden). Allein die tausend reichsten Milliardäre besitzen zusammen 8.200 Mrd. €.

Millionenfacher Verlust von Einkommen und Arbeit

Gleichzeitig haben hunderte Millionen Menschen als Verlierer der Corona-Krise ihr Einkommen oder ihre Arbeit verloren, auch viele in den wohlhabenden Staaten in Europa sowie in Deutschland. Vielfach sind dabei Frauen stärker betroffen als Männer. (Übrigens: Für das Jahresgehalt eines DAX-Vorstandes - das sind durchschnittlich etwa 5,6 Millionen - müsste eine Pflegekraft in Deutschland über 156 Jahre arbeiten…).

Dennoch weigert sich die Politik hartnäckig, gerechterweise höhere Steuern für global agierende Konzerne und die Besitzer profitierender Unternehmen vorzusehen oder Vermögensabgaben von den Reichsten zu erheben. Diese treffen sich in Kürze wieder zu ihrem jährlichen Weltwirtschaftsforum in Davos als weltweites Lobbyisten-Netzwerk mit eingeladenen Spitzenpolitikern auch aus Deutschland (diesmal allerdings online wegen Corona). Sie sorgen dafür, dass auch in Zeiten der Pandemie die Kluft zwischen Arm und Reich in der Welt bestehen bleibt statt verringert zu werden, und das auch in Deutschland. In seinem Buch über die Bilanz und das Erbe der 16 Jahre Kanzlerschaft von Angela Merkel belegt der Autor Stephan Hebel mit eindrucksvollen Zahlen, dass sich in ihrer langen Regierungsära die Schere zwischen Arm und Reich auch in unserem Land drastisch vergrößert hat. Die ungleiche Vermögensverteilung setzt sich politisch ungebremst fort.

Gerechte Steuerpolitik zugunsten der benachteiligten Krisenverlierer

Wie nach der Corona-Krise die Finanzierung für Bildung, Gesundheit und soziale Sicherung gesichert werden soll, bleibt deshalb im Unklaren und wird vermutlich wieder zu Lasten der ohnehin sozial Benachteiligten gehen. Oxfam – als internationale Nothilfe- und Entwicklungsorganisation - plädieret hingegen für eine gerechte Steuerpolitik und dafür, unsere Wirtschaft sozial gerechter gestaltet und demokratisiert wird. Firmen müssten also so reguliert werden, dass die Interessen aller von Unternehmensentscheidungen Betroffenen berücksichtigt werden. Ohne dem wird sich die soziale Spaltung immer weiter verschärfen.

Die Hälfte der Weltbevölkerung hat keinen Zugang zu medizinischer Grundversorgung. Millionen von Menschen waren bereits vor der Pandemie von Hungersnöten oder Krankheiten wie Cholera bedroht. Vor allem arme und verletzliche Menschen sind am meisten gefährdet, ihre Lebensgrundlagen – und im schlimmsten Fall ihr Leben – zu verlieren. Zudem haben die gravierenden sozialen, wirtschaftlichen und politischen Folgen der Ausgangsbeschränkungen viele Menschen in existenzielle Not gebracht, auch ohne direkt von der Krankheit betroffen zu sein.

Die Corona-Pandemie ist deshalb eine Herausforderung für uns alle“, so schreibt Oxfam auf seiner Website: https://www.oxfam.de/unsere-arbeit/themen/coronavirus-covid19
Vor allem für die Schwächsten und Ärmsten sind die Pandemie und ihre Folgen eine Bedrohung. Nicht nur in Deutschland, sondern weltweit – ganz besonders in Ländern, die bereits zuvor von Armut und Ungerechtigkeit betroffen waren.

Wilhelm Neurohr
25. Januar 2021