Wilhelm Neurohr

4. Februar 2025

Geld ist Klasse

Ungleichheit und Überreichtum

Das Ensemble: Marlene Reiter, Marlene Engelhorn, Volker Lösch

Überreichtum tötet die Demokratie. Überreichtum zerstört soziale Gerechtigkeit. Er vernichtet alle menschlichen Lebensgrundlagen. Denn Überreichtum ist hochkonzentrierte, unkontrollierte Macht. Und er wächst weltweit rasant. Höchste Zeit für eine theatrale Attacke auf den Überreichtum! Armut, Ausbeutung und soziale Diskriminierung zu beklagen, reicht nicht mehr aus. Es muss über Reichtum, es muss über Geld, es muss endlich über die Superreichen geredet werden.

Das ist die Mission von «Geld ist Klasse»: Die Millionenerbin Marlene Engelhorn, der Theatermacher Volker Lösch, die Schauspielerin Marlene Reiter und der Autor Lothar Kittstein zeigen, wie Hochvermögen in undemokratische Macht umschlägt, wie Geld und (Un-)Gerechtigkeit zusammenhängen, wie Überreichtum sich nach außen hin tarnt und gegen Kritik immunisiert – und sie fragen, wie man ihm das Handwerk legen kann, um die Demokratie zu retten und ein gutes Leben für alle möglich zu machen. Dabei verbinden sie Dokumentarisches mit persönlichen Geschichten und grotesken Spielszenen zu einem hybriden Ganzen, das vor allem eins machen soll: Lust auf Veränderung.

Mit Marlene Engelhorn spricht erstmals eine Überreiche auf der Theaterbühne selbstkritisch über Reichtum. Durch diese Einblicke in die abgeschottete Welt der Supervermögen macht «Geld ist Klasse» den Erkenntnisprozess plastisch. Es zeigt sich: Veränderung kann nur gemeinsam bewirkt werden – Arme, Reiche, die Öffentlichkeit und die Politik müssen gleichermaßen aktiv werden.

Die Uraufführung fand am 20./21/22.9.24 am FFT in Düsseldorf statt. Seitdem tourt «Geld ist Klasse» im deutschsprachigen Raum, war bisher in Wien am Schauspielhaus und in Stuttgart am Theater RAMPE.

Von und mit:

Spiel: Marlene Engelhorn, Volker Lösch und Marlene Reiter. Text: Lothar Kittstein und Ensemble. Kostüm: Teresa Grosser. Co-Regie: Therese Lösch. Soufflage: Céline Dubil.

Eine Produktion von Lösch & Engelhorn Umverteilung GbR in Koproduktion mit FFT Düsseldorf und Theater Rampe Stuttgart. In Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Gefördert durch die Kunststiftung NRW. Gefördert im Rahmen des Bündnisses internationaler Produktionshäuser von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Dank an das Netzwerk Steuergerechtigkeit für die inhaltliche Beratung.

Zu den Personen:

Marlene Engelhorn studiert Germanistik an der Universität Wien und hat u.a. im Bereich der Nachhilfe und der Sprachtrainings gearbeitet. Als sie von ihrer hohen Millionen-Erbschaft erfährt, beginnt sie sich mit den Ideen der Guerrilla Foundation auseinanderzusetzen, wo sie heute Teil des Funders’ Circle ist. Sie ist Mitgründerin der Initiative „taxmenow“ und tritt gemeinsam mit anderen Vermögenden vehement für eine Vermögens- und Erbschaftssteuer sowie für progressive Kapitalertragsbesteuerung ein und erhebt ihre Stimme in der öffentlichen Debatte zu Steuer- und Verteilungsgerechtigkeit. Im ORF– Radiosender Österreich 1 moderierte sie in den Jahren 2022 und 2023 im Rahmen der Sendereihe „Im-Gespräch“ die Miniserie „Seid umschlungen Millionen!“ mit der Armutsaktivistin Daniela Brodesser, dem früheren Finanzminister Ferdinand Lacina, der Juristin Katharina Pistor und Kulturanthropolog:in Francis Seeck. Sie ist Autorin des Buches „Geld“, welches 2022 im Verlag Kremayr und Scheriau erschienen ist.

Volker Lösch hat bisher über 100 Schauspiel- und Opern-Inszenierungen realisiert. „Die Dresdner Weber“ wurden 2005 von der Zeitschrift „Die deutsche Bühne“ zur Aufführung desJahres gewählt. Von 2005 bis 2013 war er Hausregisseur und Mitglied der künstlerischen Leitung am Staatstheater Stuttgart, wo er 16 Inszenierungen auf die Bühne brachte. Seine Inszenierungen „Marat/Sade“ nach Peter Weiss am Schauspielhaus Hamburg 2009 und „Tartuffe oder Kapital und Ideologie“ nach Molière/Piketty in Dresden 2022 wurden zum Berliner Theatertreffen eingeladen. 2013 erhielt er den Lessing-Preis des Freistaates Sachsen. In seinen Arbeiten bringt er häufig Vertreter*innen unterschiedlicher sozialer Gruppen mit professionellen Darsteller*innen zusammen. Zuletzt inszenierte er “Recht auf Jugend“ am Schauspielhaus Bonn mit Aktivisti der Letzten Generation, Brechts „Dreigroschenoper“ im Reichsbürger- und AfD-Milieu am Staatsschauspiel Dresden und die Spielzeiteröffnung 2024/25 am Schauspielhaus Bonn, das Stück „216 Millionen“ über Klimaflucht. Er engagiert sich außerhalb des Theaters als politischer Aktivist, zum Beispiel gegen das Bau- und Immobilienprojekt „Stuttgart21“.

Marlene Reiter war während ihrer Schulausbildung Mitglied der Jungen Burg am Burgtheater Wien und im Jungen Ensemble Hörbiger. Nach ihrem Abitur begann sie ein Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaften an der Universität Wien, das sie abbrach, um ihr Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ aufzunehmen. Als Teil ihrer Ausbildung war sie ab der Spielzeit 2019/2020 für zwei Jahre am Staatsschauspiel Dresden im Schauspielstudio engagiert. 2021/2022 war sie Ensemblemitglied am Staatsschauspiel Dresden. In dieser Zeit begegnete sie u.a. den RegisseurInnen Tom Kühnel, Jan Gehler, Mina Salehpour, Daniela Löffner und Volker Lösch, in dessen Inszenierung „Tartuffe oder Kapital und Ideologie“ sie mitwirkte. Auf der Suche nach Möglichkeiten, anders im Theater wirken zu können, begann sie anschließend ein Studium der Theaterregie an der „Hochschule für Musik und Theater Hamburg“.