Wilhelm Neurohr

Vortrag "Befreiung vom Überfluss - Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie"

Die Diskussion über das Ende der Maßlosigkeit der Menschen nimmt an Fahrt auf, nicht zuletzt durch die "Friday for Future"-Jugendbewegung" und durch die Rückbesinnung auf die Steitschrift des Club of Rome von 1972: "Die Grenzen des Wachstums - zur Lage der Menschheit".

Für seine Habilitationsschrift über "Nachhaltiges Wirtschaften jenseits von Innovationsorientierung und Wachstum" erhielt Niko Paech 2006 einen Forschungspreis für ökologische Ökonomie. in 2012 veröffentlichte er die Streitschrift "Befreiung vom Überfluss" und wurde mit dem Zeit-Wissen-Preis "Mut zur Nachaltigkeit" ausgezeichnet.

Der Kerngedanke der Postwachstumsökonomie besteht in der Aufhebung struktureller sowie kultureller Wachstumstreiber und Wachstumszwänge. Dafür vertraut Paech auf fünf Prinzipien: institutionelle Innovationen, stoffliche Nullsummenspiele, Regionalökonomie, Subsistenz und Suffizienz, „die letztlich in einer höheren individuellen Lebensqualität und mehr Gemeinwohl resultieren.“ Mittels Genügsamkeit bzw. Suffizienz würde der Anspruch verringert, Ressourcen zu verbrauchen. Dies schließt für Paech einen weitgehenden Rückbau von Autobahnen und Flughäfen ein.

Die Kombination aus Gemeinschaftsnutzung sowie Nutzungsdauerverlängerung von Gütern und Eigenproduktion könne dazu beitragen, die Industrieproduktion zu halbieren und die Notwendigkeit monetär entlohnter Erwerbsarbeit senken, ohne dass der materielle Wohlstand halbiert werden müsste. Denn: „Wenn Konsumobjekte doppelt so lange halten und/oder doppelt so intensiv genutzt werden, reicht die Hälfte an industrieller Produktion, um dasselbe Quantum an Konsumfunktionen oder „Services“ zu extrahieren.“Aus Konsumenten werden dabei sogenannte Prosumenten, weil sie die hergestellten Güter verbessern und reparieren können. Für die Individuen schlägt Paech vor, eine größere Zufriedenheit und eine geringere Abhängigkeit von globalen Wertschöpfungsketten anzustreben. Es existierten allerdings keine per se nachhaltigen Produkte und Technologien, sondern nur nachhaltige Lebensstile.