Wilhelm Neurohr

31. Oktober 2021, 11:00 Uhr - Frankfurt, Gewerkschaftshaus

20 Jahre NATO-Krieg in Afghanistan - eine vorläufige Bilanz

Konferenz der Friedensbewegung

Konferenz der Friedensbewegung, gemeinsam mit den Attac-Mitgliedsorganisationen IPPNW, Pax Christi und Informationsstelle Militarisierung (IMI), sowie der Friedens- und Zukunftswerkstatt/Ffm und dem Netzwerk Kooperation für den Frieden. Kritische Darstellung der Hintergründe und Motive, des Verlaufs, der Folgen des NATO-Kriegs in Afghanistan sowie der zu fordernden Konsequenzen für die deutsche und internationale Politik. Mit Vorträgen, im Plenum und in Workshops.

Nach Abzug der NATO-Interventionstruppen ziehen wir ein Resümee: Schätzungen des „Costs of War“-Projekt an der Boston University gehen von mindestens 243.000 Todesopfern in Afghanistan und Pakistan aus – weit überwiegend unter der Bevölkerung. Die Zahl der indirekten Opfer liegt nach ihrer Einschätzung um ein Vielfaches höher.
Millionen von Menschen wurden zu Flüchtlingen im eigenen Land, und unter den Geflohenen, die bis Europa gelangt sind, stellen Afghaninnen und Afghanen die zweitgrößte Gruppe. Im Land selber haben laut UNICEF 41 Prozent der Kinder unter fünf Jahren nicht genug zu essen, sauberes Trinkwasser steht im Schnitt weniger als 40 Prozent der Menschen zur Verfügung.
Afghanistan zeigt in besonders drastischer Weise, wie weit das militärische Verständnis von „Sicherheitspolitik“ von den elementaren menschlichen Sicherheitsbedürfnissen
abweicht, wie wenig den globalen Machtstrategen an Ernährungssicherheit, an einer sicheren Umgebung für das Aufwachsen der Kinder, an der Sicherung einer intakten
Umwelt gelegen ist. Bei unserer Konferenz werden wir uns mit diesen Opferzahlen beschäftigen, aber auch mit den Motiven der internationalen und afghanischen Akteure sowie mit den Schlussfolgerungen für die deutsche Außen- und „Verteidigungs“-Politik. Welche Handlungsoptionen kann die Friedensbewegung entwickeln, um weitere Desaster
dieser Art zu verhindern?

Referent*innen:

  • Matin Baraki (deutsch-afghanischer Politologe),
  • Emran Feroz (afghanisch-österreichischer Journalist und Autor, angefragt),
  • Joachim Guilliard (Publizist und Autor),
  • Claudia Haydt (Informationsstelle Militarisierung),
  • Lisa Ling und Cian Westmoreland (US-Veteran*innen, Whistleblower),
  • Prof. Dr. Norman Paech (Völkerrechtler),
  • Karim Popal (Rechtsanwalt und Anwalt der Angehörigen der Kundus-Opfer),
  • Prof. Dr. Sabine Schiffer (Medienwissenschaftlerin),
  • Friederike Stahlmann (Sozialwissenschaftlerin)
  • sowie vielen weiteren Referent*innen

Grußworte:

  • Malalai Joya (afghanische Politikerin),
  • Christa Lörcher (Ex-MdB, stimmte als einzige Sozialdemokratin gegen den Bundeswehreinsatz in Afghanistan)

Veranstalter*innen:

  • Attac-AG Globalisierung & Krieg;
  • Friedens- und Zukunftswerkstatt Frankfurt;
  • pax christi Rottenburg-Stuttgart;
  • Bundesausschuss Friedensratschlag;
  • Internationale Ärzt*innen für
  • die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW);
  • Naturwissenschaftlerinitiative Verantwortung für Frieden
  • und Zukunftsfähigkeit;
  • DFG-VK Gruppe Frankfurt; Drohnen-Kampagne

Corona-bedingt werden nach aktuellem Stand nur etwa 50 Teilnehmer*innen im Saal Platz finden können, rasche Anmeldung ist deshalb zu empfehlen. Es besteht aber auch die Möglichkeit der Online-Teilnahme.

Programm

11 Uhr
Begrüßung, Einführung, Organisatorisches, Willi van Ooyen

Grußwort: Malalai Joya, afghanische Politikerin
Grußwort: Ex-MdB Christa Lörcher, Villingen-Schwenningen

11:30 – 13:00 Uhr
1. Afghanistan nach 40 Jahren Krieg
Dr. Matin Baraki, deutsch-afghanischer Politologe

2. Hintergründe und Motive für die militärische Intervention von USA und NATO
Claudia Haydt, Informationsstelle Militarisierung

3. Afghanistan-Krieg aus der Sicht des Völkerrechts
Prof. Dr. Norman Paech, Völkerrechtler

13:00 – 14:00 Uhr
Mittagspause

14.00-15.30 Uhr

1. Innere Situation Afghanistans
Emran Feroz, afghanisch-österreichischer Journalist und Autor (angefragt)

2. Verbrechen im Krieg
Karim Popal, Rechtsanwalt und Anwalt der Angehörigen der Kundus-Opfer

3. Verluste an Menschenleben und Gesundheit
Joachim Guilliard, Publizist und Autor

4. Menschenrechtsverletzungen durch Taliban, Warlords und Interventionstruppen
Friederike Stahlmann, Sozialwissenschaftlerin

15:30 – 17:00 Uhr
Workshops

1. Die gesundheitliche Lage und Versorgung der afghanischen Bevölkerung nach 20 Jahren NATO-Intervention (in Präsenz)
N.N.

2. Drohnenkrieg in Afghanistan (online)
Lisa Ling, Cian Westmoreland, Whistleblower

3. Die Situation von Frauen in Afghanistan ‒ Frauenrechte als Legitimation für Krieg? (in Präsenz)
Paniz Musawi Natanzi, Politikwissenschaftlerin

4. Abschiebungen nach Afghanistan (online)
Friederike Stahlmann, Sozialwissenschaftlerin

5. Darstellung des Afghanistankrieges in den Medien (in Präsenz)
Prof. Dr. Sabine Schiffer, Medienwissenschaftlerin

6. Lehren aus Afghanistan für das Konzept der „Schutzverantwortung“ (R2P) (in Präsenz)
Prof. Dr. Werner Ruf

17:15 – 19:00 Uhr
Podiumsdiskussion