Bericht vom „Fest der Impulse“ mit der Aktion „Gemeinsam für Afrika“ in Düsseldorf
Am 23. Juli 2004 hatten die Aktion „Gemeinsam für Afrika“ und der „Club of Budapest international“ in den Robert-Schumann-Saal des „Museum Kunst Palast“ der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf zu einem „Fest der Impulse“ der „Global Marshall Plan Initiative“ mit künstlerischen Beiträgen und Musik aus Afrika eingeladen, an dem mehrere Hundert Menschen teilnahmen: Repräsentanten von Nichtregierungsorganisationen, Kunst, Kultur, Medien, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik (über alle Parteigrenzen hinweg) sowie engagierte Bürger, darunter auch wir vom Togo-Verein AVENIR aus Recklinghausen. Erstmalig wurde beim Fest der Impulse, das mit der Eröffnung einer großen Afrika-Ausstellung einherging, das grundlegende Konzept für einen Einstieg in einen Global Marshall Plan als Taschenbuch vorgestellt; zugleich hat die Zeitschrift „Natur & Kosmos“ in ihrer August-Ausgabe einen 17-seitigen Titelbericht dazu veröffentlicht und der Westdeutsche Rundfunk sowie andere Medien haben ausführlich über die Düsseldorfer Impulsveranstaltung berichtet, deren Anliegen in Kürze zu einem globalen Thema aufsteigen wird.
„Die wichtigste und hoffnungsvollste Initiative seit langer Zeit“ mit Unterstützung durch die Repräsentanten der Weltreligionen
26 renommierte Hilfswerke, von der UNESCO über Oxfam, Care Deutschland, World/Vison, Eirene, Missio und Stiftung Weltbevölkerung bis zur AWO unterstützten die Veranstaltung ebenso wie der Club of Budapest international zusammen mit dem Club of Rome („Die Grenzen des Wachstums“), der Stiftung Weltvertrag, B.A.U.M., Unesco Deutschland, dem International Network for Environmental Management, dem Ökosozialen Forum Europa, den Wirtschaftsjunioren Deutschland, BWA und vielen anderen Partnern, gemeinsam mit einem großen Mediennetzwerk und vielen bekannten Künstlern. Prominente Unterstützung erhielten das Fest der Impulse und die von dort ausgehende Aktion vom anwesenden Fernsehmoderator und Buchautor Dr. Franz Alt, von der Tageschau-Sprecherin Anne Will, von Franz-Josef Radermacher, von der entwicklungspolitischen Sprecherin der SPD im Bundestag, Karin Kortmann, von Erwin Laszlo, dem Präsidenten des Club of Budapest und seinem Geschäftsführer Peter Spiegel, von Bibi Russell und Josef Riegler u.v.m.
Mittlerweile tragen 300 bekannte Persönlichkeiten die Initiative mit, die Ernst Ulrich von Weizsäcker und Karlheinz Böhm als „die wichtigste und hoffnungsvollste Initiative seit langer Zeit“ bezeichnet haben und die in Kürze von einem der EU-Außenminister in den EU-Ministerrat eingebracht wird. Nunmehr sollen die wichtigen Entscheidungsträger der Welt für die Global Marshal Plan Initiative gewonnen werden. Die beim Milleniumsgipfel 2000 ins Leben gerufene „World Commission on Global Consciousness ans Spirituality“, zu der die führenden Repräsentanten der Weltreligionen zählen wie der Dalai Lama und Bischof Desmond Tutu, beschloss eine Woche vor dem Düsseldorfer Impulsfest beim „Weltparlament der Religionen“ in Barcelona die nachhaltige Unterstützung für die Initiative. Und auch viele andere Namen finden sich unter den Unterstützern, von Eugen Drewermann über Hans-Peter Dürr und Reinhold Messner bis zu Rita Süssmuth und Heiner Geissler.
Aufruf an die EU für eine Europäische Initiative für ein weltweites Programm zur Überwindung von Armut und Umweltzerstörung
Von der Düsseldorfer Veranstaltung Ende Juli 2004 erging im Entwurf ein gemeinsamer Aufruf an die Europäische Kommission folgenden Inhaltes: „ Die Europäische Union möge ein Beratungsgremium errichten, das unter Einbeziehung von Repräsentanten aus allen Weltreligionen sowie von Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft ein integratives Forum für die Entwicklung eines Global Marshal Planes im Sinne eines Planetry Contractes bietet. Dabei geht es einerseits um eine neue und intelligente Form der Mittelaufbringung zur Realisierung der Millenium Development Goals (Global Marshal Plan) und andererseits um die Implementierung der gleichen sozialen und ökologischen Standards in allen globalen Institutionen, Abkommen und Regelwerken (weltweite ökosoziale Marktwirtschaft).
Heute sind alle Grundwerte wie Frieden, Freiheit, Sicherheit und Schutz der Umwelt vor allem durch eine extreme Ungleichheit der Lebens- und Entwicklungschancen auf diesem Globus gefährdet. Aus dieser Erkenntnis heraus haben alle Mitgliedsländer der Vereinten Nationen im Jahr 2000 einmütig die Millenium Development Goals verabschiedet – ein weltweites Programm zur Überwindung von Armut und Umweltzerstörung. Doch dieses Programm bedarf noch immer eines klaren Finanzierungs- und Umsetzungsplanes. (...) Dieser Plan sollte spätestens 2006 bei einer UN-Konferenz verabschiedet und in einer ersten Phase spätestens 2008 umgesetzt werden. Die 2003 gegründete Global Marshal Plan Initiative sowie zahlreiche Organisationen, die diese Initiative gemeinsam tragen, haben bereits zahlreiche konkrete Vorschläge erarbeitet, wie ein solcher Global Marshal Plan, verstanden als ein Planetary Contract und als Zwischenschritt hin zu einer Ökosozialen Marktwirtschaft, realisiert werden kann, und bieten ihre aktive Mitarbeit an.“
„Die Menschheit braucht dringend ein gemeinsames Projekt der Hoffnung“ als Chance zu einer umfassenden nachhaltigen Entwicklung und lebenswerten Zukunft
Weiter heißt es in dem Aufruf an die Europäische Union: „ Die Menschheit braucht dringend ein gemeinsames Projekt der Hoffnung. Ein klug gestalteter Global Marshal Plan, verstanden als ein Planetary Contract, birgt für die gesamte Menschheit die Chance zu einer im umfassenden Wortsinne nachhaltigen Entwicklung. Lassen Sie uns diese Chance nicht verpassen.“
Nach dem zweiten Weltkrieg hatten sich bekanntlich die Vereinigten Staaten von Amerika entschieden, ihren Etat zur wirtschaftlichen Unterstützung des zerstörten Europas vier Jahre lang auf 1,3% ihres Bruttosozialproduktes aufzustocken. Dieses Geld bescherte dem kriegszerstörten Europa Wohlstand und Demokratie. Die Akteure des globalen Marshall-Planes fordern nun, dass die Industriestaaten 0,4% (statt 0,2%, die sie heute in die Entwicklungshilfe stecken), in das ehrgeizige Projekt einer weltweiten ökosozialen Marktwirtschaft geben. Das sind ungefähr 120 statt bisher 56 Milliarden Dollar pro Jahr, ein Bruchteil dessen, was allein die USA in diesem Jahr dem Militär geben mit 400 Mrd. Dollar. Die Global Marshal Plan Initiative versteht sich als Antwort auf die Frage, ob die Weltgemeinschaft eine lebenswerte Zukunft finden kann und als Alternative zu wild wuchernden, auf schnelle Gewinne angelegten Globalisierungsprozessen.
Der Global Marshal Plan ist ein echtes Gruppenwerk, der seinen Zündfunken von UN-Generalsekretär Kofi Annan erhielt, der nicht müde wird, diese Entwicklungsziele für die Weltgemeinschaft zu formulieren. Es wird weitergetragen von Michail Gorbatschow mit seinem „Manifest für die Erde“ und von Hans Küng mit seinem „Weltethos“ und von Al Gore mit seinem „Marshallplan für die Erde“, ferner von Jakob Uexküll, dem Stifter des Alternativen Nobelpreises sowie von Klaus Töpfer, dem Chef der UN-Umweltbehörde und von Maximilian Gege, dem Koordinator des größten Umweltverbandes der Wirtschaft, B.A.U.M.
Die Zivilgesellschaft meldet sich jetzt zu Wort: Die große Politik hat bislang keine konzertierte Aktion zur Problembewältigung unseres Planeten geschafft
Bei den Vorbereitungstreffen der Global Marshal Plan Initiative saßen 16 Organisationen, darunter Vertreter von Attac neben solchen von BUND, Kirchenleute neben Ökologen sowie Politikern und Wirtschaftsvertretern, der Club of Rome mit dem konkurrierenden Club of Budapest zusammen, unterstützt von Zukunftsforschern und Systemtheoretikern, und verabschiedeten im Oktober 2003 in Stuttgart die „Global Marshal Plan Declaration“ als „Stuttgarter Erklärung“. Der ehemalige Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher sprach daraufhin gar von einer „historischen Stunde, an der sich künftige Generationen erinnern werden.“ Zahlreiche Initiativen der Zivilgesellschaft haben sich jetzt deshalb zusammengetan und melden sich zu Wort weil es die große Politik bislang nicht geschafft hat, die vielfältigen Überlebensprobleme unseres Planeten in einer konzertierten Aktion anzugehen, trotz aller Apelle von Kofi Annan: „Wirklicher Friede bedeutet auch wirtschaftliche Entwicklung und soziale Gerechtigkeit, bedeutet Schutz der Umwelt, bedeutet demokratische Vielfalt und Würde und vieles, vieles mehr.“
Der Philosoph und Mitbegründer des Global Marshal Planes, Erwin Laszlo aus Ungarn, ist überzeugt: „Wenn wir so weitermachen wie bisher, werden wir die gegenwärtige Ordnung nur noch 15 Jahre aufrecht erhalten können. Dann werde sich die Krisen häufen. Wir müssen jetzt handeln.“ Die zunehmende Machtlosigkeit der Politiker in einer globalisierten Finanzwelt hat die Zivilgesellschaft herausgefordert, nun endlich die Umsetzung all dessen zu fordern, was als notwendig erkannt und längst beschlossen ist. Dazu hat die Global Marshall Plan Initiative einen detaillierten Umsetzungsplan entwickelt, der die vom globalisierungskritischen Netzwerk attac geforderte Tobin-Steuer ebenso einbezieht wie die Verpflichtung der internationalen Konzerne und des IWF (Internationaler Währungsfond), sich angesichts leere Staatskassen an dem gigantischen Plan zu beteiligen. Darum ließ sogar Weltbank-Chef Wolfensohn wissen, er fände das Projekt hochinteressant. Der alternative Nobelpreisträger Walden Bello von den Philippinen sieht jetzt eine Chance, die Fehlentwicklungen umzukehren, ebenso wie der alternative Nobelpreisträger und SPD-Bundestagsabgeordnete Hermann Scheer: „Eine vergleichbare Initiative hat die Staatengemeinschaft seit 50 Jahren nicht mehr ergriffen.“. Es scheint tatsächlich so etwas wie ein breites Bündnis zu entstehen, bei dem alte Interessengegensätze überwunden und Kräfte gebündelt werden.
Ethischer Individualismus: „Allianzen und Eigeninitiativen eines jeden Einzelnen sind gefordert“
Die Initiatoren um Peter Spiegel wollen „nicht in der alten Falle bleibe, dass die Einrichtungen der Zivilgesellschaft immer nur fordern und die Politik dann machen soll.“ Auch die Wirtschaft solle nicht länger als Feindbild betrachtet werden, denn sogar die transnationalen Konzerne sollen mit eingebunden werden, indem in einer ökonomische Gesellschaft der Shareholder mit den Shareholdern geredet wird angesichts der „Symptome des Zusammenbrechens der bisherigen kulturellen Ordnung“ und einer fälligen neuen Ethik.(Erwin Laszlo). „Nur wenn die Mächtigen der Wirtschaft die Sackgasse erkennen, werden wir auch aus ihr herausfinden“ (Uwe Möller vom Club of Rome). Ein früherer Unternehmer, der mit seiner Frau die „Stiftung Weltvertrag“ gegründet hatte, Frithjof Finkbeiner, koordiniert weltweit die Global Marshal Initiative. Es ist sehr viel von Unternehmerprofiten, von Wachstum, von Marktwirtschaft und Zollfreiheit die Rede, so als würden marktfundamentalistische Neoliberale die Feder führen, um mit dem Modell einer ökosozialen Marktwirtschaft von Franz-Josef Radermacher das zu retten und zu erhalten, was akut gefährdet ist, nämlich das Modell der kapitalistischen Marktwirtschaft. Dieses steht ohne die Erreichung weltweiter sozialer Gerechtigkeit und ökologischer Vernunft erkennbar kurz vor seinem Zusammenbruch, ebenso wie vor anderthalb Jahrzehnten des Modell des Staatssozialismus östlicher Prägung.
„Wenn ein Hypersystem wie unsere heutige Weltordnung fehlsteuert, kann der Einzelne nur etwas ausrichten, wenn er Allianzen bildet mit andern guten Kräften. Deshalb sind Allianzen jedes Einzelnen mit Eigeninitiativen gefordert. Alle Fähigkeiten sind gefragt. Jeder kann mitmachen.“ (Frithjof Finkbeiner im Interview mit „Natur und Kosmos“). Die Global Marshal Plan Initiative fordert also auch jeden Einzelnen dazu auf, sich selber mitzuverändern und einzubringen, um aus ethischer Sicht den Gang der Ereignisse mit zu beeinflussen – eben aus ethischem Individualismus heraus. Wer sich dann noch zur rechten Zeit mit anderen zusammentut, kann auch Wege und Lösungen finden, die im Einklang mit der sozialen Dreigliederung und ihren Prinzipien der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit stehen.
Mechthild Gruner-Neurohr
Wilhelm Neurohr