Wilhelm Neurohr

Höchste Zeit für neue Führungsmodelle an den Schulen

(März 2015. Leserbrief an die Recklinghäuser Zeitung)

Leserbrief zum Artikel auf der Regionalseite der RZ vom 14.03.2015 über die unbesetzten Schulleiterstellen:

„Höchste Zeit für neue Führungsmodelle an den Schulen“

Der aktuelle Artikel über die vielen unbesetzten Leitungsposten an den Schulen reiht sich nahtlos ein in die nun schon jahrelang anhaltenden verzweifelten Klagen über diese ungelöste Problematik. Dabei wäre es höchste Zeit, sich von den überholten Führungsmodellen der allzuständigen und omnipotenten Leitungsfiguren in der Schulhierarchie und -organisation endlich zu verabschieden und zeitgemäße Führungsmodelle stattdessen einzuführen.

An den Hochschulen beispielswiese käme niemand auf die Idee, den hochbezahlten Rektor mit alltäglichem bürokratischen Verwaltungskram und Organisations-Management zu belasten. Dort gibt es längst die bewährte die Arbeitsteilung mit dem sogenannten „Kanzler“ als Verwaltungsleiter der Hochschule, damit der Rektor sich allein auf seine wissenschaftlichen Koordinations- und Repräsentationsaufgaben beschränken kann, für die er Kompetenz besitzt. Ähnlich ist es an den Krankenhäusern, wo dem ärztlichen Direktor als medizinischem Leiter stetes ein Verwaltungsleiter zu Seite gestellt ist, der sich um das gesamte Management des Krankenhauses verantwortlich kümmert.

Nur an unseren 35.000 Schulen in Deutschland mit ihren 11 Mio. Schülern belässt man es dabei, dass einzelne Schulleiter oder -leiterinnen mit pädagogischem oder wissenschaftlichem Studium, die für Verwaltungs-, Organisations- und Finanzbudget-Aufgaben gar nicht ausgebildet und dafür eigentlich überqualifiziert sind, nebenher diesen gesamten Verwaltungskram etc. zeit- und arbeitsaufwändig mit erledigen müssen.

Warum nicht auch an den Schulen die sachgerechte und entlastende Arbeitsteilung zwischen einzuführender Verwaltungsleitung und pädagogischer Leitung? Für die Verwaltungsleitung gäbe es genügend gut ausgebildete Verwaltungsbeamten oder-angestellte im sogenannten gehobenen Dienst z. B. aus den Schulämtern, die das übernehmen könnten, wenn dafür eine Stelle an den Schulen eingerichtet würde.

Und die pädagogische Leitung könnte das Lehrerkollegium auch arbeitsteilig und fachbezogen im Team untereinander aufteilen mit geringer Belastung für den Einzelnen. Die Repräsentanz der Schule nach innen und außen könnte im jährlich rotierenden Wechsel pro Schuljahr (mit angemessener Gehaltszulage) erfolgen, so dass auch hierfür nur temporäre Mehrbelastung für die einzelnen Pädagogen entstünde. Im Vertretungsfall könnten sie auch schnell mal gegenseitig einspringen, weil eingearbeitet.

Im Übrigen sollte nicht unerwähnt bleiben, dass es derzeit zwar überwiegend engagierte Schulleiter gibt, die sich für ihre Schule „krummlegen“. Man erfährt aber auch, wenn man viel mit Lehrern redet, über eine ganze Anzahl von durchaus „selbstherrlichen“ Schulleitern, die auch im Kollegium ein demotivierendes und konfliktträchtiges Regiment führen. Für solche Zustände wäre das neue Führungsmodell auch ein „Erlösung“ für alle Beteiligten, denn eine pädagogische Ausbildung ersetzt noch nicht automatisch die zu erlernende Führungs- und Sozialkompetenz, für die andere Führungskräfte in Unternehmen regelmäßiges Führungstraining absolvieren müssen.

Wilhelm Neurohr