Wilhelm Neurohr

Feierliche Eröffnung der 75. Ruhrfestspiele Recklinghausen

Eröffnungsrede von Enis Maci, anschl. „Die Seidentrommel“ Ein modernes Nō-Spiel nach Yukio Mishima

Festrede von Enis Maci

Enis Maci, geboren 1993 in Gelsenkirchen, gilt als eine der interessantesten literarischen Stimmen ihrer Generation. Sie hat „Literarisches Schreiben“ am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig und Kultursoziologie an der London School of Economics studiert, ist Autorin des hochgelobten Essaybands „Eiscafé Europa“ und von sechs vielbeachteten Theaterstücken. Zuletzt wurde sie mit dem Literaturpreis „Text & Sprache“ des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft und dem Literaturpreis Ruhr ausgezeichnet. 2021 ist sie Stipendiatin der Kulturakademie Tarabya in Istanbul und der Villa Aurora in L. A. Ihre Texte sind Denkbewegungen, messerscharf, wunderbar mäandernd, unglaublich unterhaltsam und erschreckend zugleich. Mühelos verknüpft sie sämtliche Text- und Artikulationsarten unserer Zeit. Persönlich, politisch, sozial, radikal. Jetzt kommt Enis Maci zurück in ihre Heimat, das Ruhrgebiet, in der sie aufgewachsen und sozialisiert ist, und hält die diesjährige Festrede der Ruhrfestspiele.

im Anschluss:

Die Seidentrommel
Ein modernes Nō-Spiel

Text von Jean-Claude Carrière, inspiriert von Yukio Mishima
Regie und Choreografie: Kaori Ito & Yoshi Oida
Koproduktion des Festival d'Avignon und Théâtre de la Ville, Paris

Deutschlandpremiere

Es ist die jüngste Theaterarbeit des legendären Schauspielers Yoshi Oida, der viele Jahre mit Peter Brook gearbeitet hat. Gemeinsam mit der Tänzerin Kaori Ito spielt und tanzt der 87-jährige Yoshi Oida eine wunderbar einfache Geschichte. „Die Seidentrommel“ ist sein theatrales Vermächtnis.

Eine traditionelle Geschichte des japanischen Nō-Theaters und seine neue Adaption durch Yukio Mishima inspirierten den französischen Schriftsteller Jean-Claude Carrière zu diesem modernen Nō-Spiel, angetrieben durch die Begegnung mit den zwei außergewöhnlichen japanischen Künstler*innen Kaori Ito und Yoshi Oida.

„Die Seidentrommel“ erzählt die Geschichte eines alten Mannes, der die Bühne eines Theaters reinigt und sich in eine Tänzerin verliebt, die auf der Bühne ihren Part probiert. Die junge Frau scheint für ihn unerreichbar zu sein. Sie zeigt ihm eine japanische Trommel und sagt, dass sie die seine sei, wenn er mit dieser Trommel einen Klang erzeugen könne. Der alte Mann versucht, einen Klang zu erzeugen – ohne Erfolg. Die Trommel ist mit Seide bespannt, sie klingt nicht. Der Mann begeht Selbstmord. Blutüberströmt erscheint er wieder, um die junge Frau zu jagen wie ein lebendiger Geist.

„Die Seidentrommel“ ist eine subtile Verbindung von gesprochenem Wort, den Tanzszenen und dem Klang von Makoto Yabukis Perkussion. Ein Drama um einen alten Mann, der darum bemüht ist, jeden Wunsch zu erfüllen, und die Schuld einer jungen Frau, die gleichgültig und unbeteiligt scheint. In der traumhaften Atmosphäre entsteht eine Schönheit, die gleichzeitig bewegend einfach und brutal ist. Zwischen Theater und Tanz. Voller Schrecken und Mitleid. Welttheater als Deutschlandpremiere bei den Ruhrfestspielen.

Näheres, Kartenvorverkauf und Programm unter: https://www.ruhrfestspiele.de/